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178. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

29.01. - 30.01.2016, Bonn

Fallbericht: Retinaler Arterienverschluss im Kindesalter

Meeting Abstract

  • Inga Neumann - Düsseldorf
  • S. Bairov - Düsseldorf
  • T. Guthoff - Düsseldorf
  • G. Geerling - Düsseldorf
  • R. Guthoff - Düsseldorf

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 178. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Bonn, 29.-30.01.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16rwa012

doi: 10.3205/16rwa012, urn:nbn:de:0183-16rwa0126

Published: February 1, 2016

© 2016 Neumann et al.
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Text

Hintergrund: Die Inzidenz bei Patienten <30 Lebensjahren beträgt < 1/50.000. Meist tritt die Erkrankung im Zusammenhang mit okulären, kardialen oder hämostaseologischen Vorerkrankungen auf, weitere Risikofaktoren sind orale Kontrazeptiva, Nikotin und Vasospasmen zB bei Migräne. Auch idiopathische Fälle sind beschrieben. Wir berichten von 2 Jugendlichen mit retinalen Arterienverschlüssen.

Verlauf und Therapie: Ein 16-jähriger Junge stellte sich erstmalig mit umschriebenen Skotom am rechten Auge bei uns vor. Anamnestisch war eine Migräne sowie eine Aortenklappendysplasie mit geringer Stenose und milder Aorteninsuffizienz bekannt. Am betroffenen Auge betrug der Visus 1,2 bei einem rekanalisierten Arterienastverschluss temporal oben. Die weitere Abklärung (TEE, cardiales MRT, Carotis- und transcranieller Doppler, hämosteasologische und neurologische Untersuchung, Autoantikörperbestimmung und Infektionsserologie) ergab keine Erklärung für den Arterienastverschluss. Das Netzhautödem und der Gesichtsfelddefekt zeigten sich im Verlauf rückläufig. Eine Dauerprophylaxe mit ASS 100 sowie Endokarditisprophylaxe im Bedarfsfall wurden eingeleitet. Ein 18-jähriges Mädchen stellte sich mit einseitiger Visusminderung auf Fingerzählen mit einem zilioretinalen Gefäßverschluss bei uns vor. Anamnestisch bestand eine Migräne, orale Kontrazeption und Nikotinkonsum. Die Abklärungsuntersuchungen (TEE, Röntgen-Thorax, Langzeit-EKG, Carotis- und transcranieller Doppler, hämosteasologische und neurologische, rheumatologische Untersuchung, cranielles MRT) zeigten unspezifische Marklagerläsionen und ein heterozygoter Fibrinogen-gamma Polymorphysmus mit geringer klinischer Relevanz. Wir empfahlen eine Dauerprophylaxe mit ASS 100, Nikotinkarenz und das Absetzen der oralen Antikontrazeption. Der Visus stieg im Verlauf auf 1/20 Metervisus an. 6 Monate später wurde die Patientin mit Verdacht auf TIA in der Neurologie aufgenommen. Die erneute Diagnostik (inkl. Liquorpunktion) ergab keine eindeutige Genese.

Diskussion: Thromembolische retinale Arterienverschlüsse bei Jugendlichen sind selten und bedürfen einer umfangreichen interdiszipinären Abklärung. Auch bei unklarer Genese sollte wie beim Erwachsenen eine Dauerprophylaxe mit ASS 100 erfolgen.