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0,01% Atropin – Augentropfen zur Hemmung der Myopieentwicklung: Welche kurzfristigen Veränderungen sind zu erwarten?
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Published: | February 1, 2016 |
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Hintergrund: Im asiatischen Raum wird bei einer Myopieprogression bei Schulkindern von -0,75 D pro Jahr eine niedrigdosierte, abendliche Augentropfentherapie mit Atropin (0,01%) empfohlen. Bekannt ist bisher, dass bei Atropinkonzentrationen von 0,5-1% eine Pupillenerweiterung von bis zu 3,2 mm, verbunden mit einer hohen Blendempfindlichkeit und einer Reduzierung der Akkommodationsfähigkeit, auftritt. Ziel dieser Beobachtung war es, kurzfristige anatomische und funktionelle Veränderungen bei Applikation der empfohlenen Therapiedosis von 0,01% Atropin bei Kaukasiern zu untersuchen.
Methoden: 20 Probanden haben abends einen Tropfen 0.01%ige Atropinlösung erhalten. Folgende Messungen wurden jeweils 12 Stunden vor und nach Augentropfengabe durchgeführt: Achsenlänge, Linsendicke und Vorderkammertiefe mittels IOL Master 700, Refraktion und Aberrationen höherer Ordnung mittels Aberrometer KR-1W. Des Weiteren wurde der Akkomodationsnahpunkt ermittelt und die Pupillenweite unter photopischen und mesopischen Bedingungen, sowie das dynamisches Pupillenspiel gemessen.
Ergebnisse: Die Augentropfen wurden von allen Probanden gut vertragen. Das sphärische Äquivalent betrug im Mittel -1,1 ± 1,7 D. Auf die Vorderkammertiefe, die Linsendicke und die Wellenfrontfehler höherer Ordnung hatte die Atropingabe keinen klinisch signifikanten Einfluss. Der Akkomodationsnahpunkt hat sich von 11,9 cm auf 13,9 cm verschoben (P <0,001). Die objektive Refraktionsmessung ergab eine minimale Myopiesierung von 0,1 D. Bei der dynamischen Pupillenmessung erweiterte sich die Amplitude (Differenz: photopisch – mesopisch) von 2,7 auf 3,1 mm. Die Pupillenweite nahm um ca. 1,3 mm zu, sowohl unter photopischen als auch unter mesopischen Bedingungen. Dies stimmt mit der berichteten milden Blendempfindlichkeit bei 30% der untersuchten Testpersonen überein.
Schlussfolgerungen: Die funktionellen Veränderungen durch 0,01%ige Atropinlösung sind minimal. Im Durchschnitt ist eine leichte Pupillenerweiterung von ca. 1 mm zu erwarten. Sollte weiterhin eine Blendempfindlichkeit bestehen, empfehlen sich phototrope Brillengläser. Eine klinisch relevante Akkomodationshemmung ist eher ausgeschlossen. Die leichten Veränderungen durch 0,01% Atropin versprechen eine gute Compliance der Patienten.