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Retina-Implantate – Fakten und Mythen
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Published: | January 29, 2014 |
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Seit mehreren Jahren werden elektronische Implantate entwickelt, die bei blinden Patienten mit Retinitis pigmentosa (RP) wieder Sehvermögen herstellen können. Inzwischen sind zwei dieser Systeme in Europa zugelassen, das subretinale Implantat Alpha IMS und das epiretinale System ARGUS II. Beide Systeme sind bereits bei blinden RP Patienten implantiert worden. Die Implantationen sind in beiden Fällen mit einem relativ geringen Komplikationsprofil in Form einer komplexen Vitrektomie durchführbar. In der Nachsorge zeigt sich bei beiden Systemen eine gute Verträglichkeit. Die technologische Stabilität scheint bei dem Argus II System gegenwärtig überlegen. Bei allen Patienten liessen sich mit dem ARGUS II System Phosphene auslösen. Bei der überwiegenden Mehrheit der Patienten kann eine stabile Identifikation von Lichtpunkten erreicht werden, einige Patienten können große Gegenstände erkennen und sogar Sehzeichen in einer Größenordnung von ca. 0,03 erkennen. Die Mobilität scheint sich bei manchen Implantatträgern zu verbessern. Um die funktionellen Ergebnisse zu verbessern sind Trainingsprogramme erforderlich. Für das ARGUS II Implantat erfolgt die Kostenübernahme in Deutschland über extrabudgetäre Mittel der Kostenträger im Rahmen des Verfahrens „Neue Untersuchungs- und Behandlungsverfahren – NUB“. Trotz dieser ersten Erfolge sind Patienten verhältnismäßig zurückhaltend mit dem Wunsch nach einer Operation. Grundlagenuntersuchungen zeigen, dass es im Rahmen der Degeneration der Rezeptoren zu anatomischen und funktionellen Umbauprozessen in der Netzhaut kommt, die auch zu einer erschwerten elektrischen Erregbarkeit des visuellen Systems führen. Neue Implantatgenerationen müssen dem Rechnung tragen, in dem sie die Aktivität des veränderten neuronalen Netzes in der Netzhaut zunächst analysieren um dann mit geeigneten Stimulationspulsfolgen darauf optimal zu reagieren.