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Traumatische retinale Angiopathie nach Motorradunfall
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Published: | May 16, 2025 |
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Hintergrund: Das Purtscher-Syndrom ist eine seltene okuläre Komplikation, die typischerweise nach einem schweren Trauma wie Thoraxkompressionen auftritt. Es handelt sich um eine Form der traumatischen retinalen Angiopathie, die durch plötzlich einsetzende, schmerzlose Sehverluste gekennzeichnet ist. Die Pathophysiologie beinhaltet Leukoembolisation und Endothelschäden, die zu einem Infarkt des retinalen Kapillarbettes führen.
Fallbeschreibung: Ein 55-jähriger Patient stellte sich nach einem Motorradunfall mit mehreren Wirbelfrakturen (BWK 6, 7, 10) und Thoraxkompression in unserer Klinik vor. Der Patient klagte über eine plötzliche, schmerzlose Verschlechterung der Sehkraft auf dem rechten Auge. Bei der Erstuntersuchung am dritten Tag nach dem Unfall wurde eine Netzhautschwellung am rechten Auge festgestellt. Der Visus betrug auf dem rechten Auge HBW und auf dem linken Auge 1,0. Am zehnten Tag nach dem Unfall zeigte sich eine weitere Verschlechterung des Visus auf 1/15 auf dem rechten Auge, während das linke Auge stabil blieb. Die Netzhautschwellung am rechten Auge persistierte, während die Papille und die Makula am linken Auge intakt blieben. Fundusfotografien und OCT-Aufnahmen bestätigten die Befunde.
Ergebnisse: Die Therapie bestand aus einer hochdosierten Steroidbehandlung mit Prednisolon intravenös, die über drei Tage durchgeführt wurde. Eine schrittweise Reduktion erfolgte oral. Trotz der Behandlung zeigte der Patient am 17. Tag nach dem Unfall nur eine geringfügige Besserung der Netzhautschwellung und der Visus blieb bei 1/10.
Schlussfolgerung: Das Purtscher-Syndrom stellt eine schwerwiegende Komplikation nach Thoraxkompressionstraumata dar. Eine frühzeitige Diagnostik und Therapie, wie in diesem Fall mit Steroiden, ist entscheidend, um die Sehkraft zu erhalten. In schweren Fällen kann es jedoch zu bleibenden Sehstörungen kommen.