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Test einer Virtual Reality-basierten Tangententafel nach Harms
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Published: | May 16, 2025 |
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Thema: Unsere Studie präsentiert eine auf der virtuellen Realität (VR) basierte Tangententafel nach Harms, welche Messungen subjektiver horizontaler, vertikaler und rotatorischer Schielwinkel in neun diagnostischen Blickrichtungen ermöglicht. Das Ziel dieser Studie war, die VR-basierten Messungen mit denen der konventionellen Tangententafel nach Harms zu vergleichen.
Hintergrund: Aktuell steht Augenärzten keine Technologie zur Verfügung, die eine zuverlässige Messung der Schielwinkel ohne langjährige strabologische Expertise ermöglicht. Die Tangententafel nach Harms ist eine seit 1941 etablierte Methode, um subjektive Schielwinkel zu untersuchen.
Unsere Studie präsentiert eine auf der virtuellen Realität (VR) basierte Tangententafel nach Harms, welche Messungen subjektiver horizontaler, vertikaler und rotatorischer Schielwinkel in neun diagnostischen Blickrichtungen ermöglicht.
Methoden: Das VR-Headset Oculus Go, welches über Sensoren zur Positionserfassung des Kopfes verfügt, und dazugehöriger Controller wurden für den VR-basierten Test angewendet. Subjektive Schielwinkel erwachsener Patienten mit binokularer Diplopie unterschiedlicher Genese wurden in 9 diagnostischen Blickrichtungen mittels konventioneller und VR-basierter Tangententafel nach Harms im virtuellen und realen Abstand von 2,5 m gemessen. Horizontale, vertikale und rotatorische Schielwinkel wurden mittels Bland-Altman Regressions-Analysen und Intraklassenkorrelation (ICC) miteinander verglichen. Die Fallzahlberechnung ergab n=76 für eine statistische Power von 80% und ein Signifikanzniveau von 5%.
Ergebnisse: Es wurden 85 Patienten in die Studie eingeschlossen, das Durchschnittsalter lag bei 49,5 (20–84) Jahren. Die horizontalen (ICC: 0,92–0,96) und die vertikalen (ICC: 0,89–0,96) Schielwinkel zeigten eine sehr gute Übereinstimmung zwischen den beiden Untersuchungsmethoden. Die Übereinstimmung war geringer bei den rotatorischen Schielwinkeln (ICC je nach Blickrichtung: 0,66–0,88). Die mittlere Abweichung zwischen der VR-basierten und konventionellen Tangententafel nach Harms betrug in Primärposition bei horizontalen Schielwinkeln +1,5° (95% Toleranzbereich: -3,5 bis 6,5°), bei vertikalen 0° (-2,7° bis 2,7°); bei rotatorischen -0,3° (-4,0° bis 3,0°). Die VR-basierte Untersuchung mit Fixation beider Augen dauerte durchschnittlich 8 Minuten im Vergleich zu 15 Minuten mit der konventionellen Methode.
Schlussfolgerung: Im Vergleich zur Tangententafel nach Harms benötigte die VR-Version weniger Zeit und ermöglichte eine automatische Dokumentation. Es zeigte sich eine gute Übereinstimmung bei vertikalen und horizontalen Schielwinkeln, wobei mit dem VR-basierten Test eine gering höhere Esodeviation gemessen wurde als Hinweis auf eine vermehrte Vergenzinduktion. Für die Messung der Zyklodeviation wäre ein Controller mit höherer Haltestabilität, beispielsweise eine PC-Maus mit zentralem Rad, von Vorteil, da dadurch die Feinmotorik der Hand beim Einstellen der Abweichung verbessert wird.