Article
IOL-Bestimmung und Auswahl nach refraktiver Chirurgie
Search Medline for
Authors
Published: | May 16, 2025 |
---|
Outline
Text
Die IOL-Bestimmung nach refraktiver Chirurgie stellt den Ophthalmo-Chirurgen vor deutlich mehr Herausforderungen als bei nativen Augen. Bei der laserrefraktiven Chirurgie stehen in erster Linie 3 Ursachen im Vordergrund:
- Falsche Radius-Bestimmung
- Fehler im Verhältnis der Keratomietriewerte zwischen der Vorder- und der Rückfläche und
- IOL-Formel-Fehler
Am einfachsten lassen sich diese Fehler bei der Verwendung von Ray-Tracing Software (z.B. Okulix von Prof. R. Preussner/Mainz) reduzieren. Doch je irregulärer die Hornhautoberfläche, beispielsweise nach alten laserablativen Operationen, umso ungenauer die IOL-Bestimmung. Einen großen Fortschritt bei der IOL-Bestimmung brachte die Entwicklung der OCT-basierten Biometer, wie z.B. IOL-Master 700 mit dem TK-Modus (Carl Zeiss Meditec AG/Jena). Denn diese Geräte messen die tatsächliche Vorder- und Rückfläche der Hornhaut statt die Rückflächenkrümmung anhand des Standardindex zu berechnen. Ein weiterer Meilenstein war die Entwicklung der KI-basierten Formeln. Diese sind z.B. in dem online verfügbaren 7-Formeln ESCRS-Calculator mit enthalten. Nach unseren Studien zeigte sich die Haigis-TK Formel neben dem Okulix als die beste Methode bei Z.n. SMILE.
Bei Z.n. radiärer Keratotomie (RK) nutzen wir das Online Calculator der ASCRS. Dabei ist es hier ratsam etwas myoper zu bleiben, da die Augen nach RK häufig eine progressive Hyperopisierung aufweisen.
Bei der Auswahl der IOL richten wir uns nach der sphärischen Aberration=Z40 (SÄ) der Hornhaut. Bei der oft erhöhten SÄ nach myoper Korrektur bevorzugen wir IOLs mit negativer SÄ; bei guter Hornhautoptik sogar IOLs mit „extended range of focus“. Bei Z.n. Hyperopie-Korrektur greifen wir gerne zu aberrationsfreien oder Standard (positive SÄ) -IOLs. Die Implantation von multifokalen IOLs (MIOL) in diesen komplexen Augen stehen wir kritisch gegenüber, da sich bisweilen Aberrationen der Hornhaut und die der MIOL addieren. Oft haben diese Augen aufgrund der höheren SÄ ohnehin eine vermehrte Tiefenschärfe, sodass eine vorher getestete Monovision im Rahmen einer nicht-diffraktiven IOL-Implantation zu einem guten Ergebnis ohne Aberrationsvermehrung führt. Bei ausgeprägtem Wunsch nach größtmöglicher Brillenunabhängigkeit wären dann MIOLs im Duett-System wegen der einfacheren Entfernbarkeit oder sogar eine zweitzeitige Vorgehensweise eine Option.
Obwohl die phaken IOLs (pIOL) per se keine echte anatomische Änderung am Auge produziert und daher einer Standard-Biometrie nichts entgegen steht beobachten wir immer wieder, dass Biometer die Vorderfläche der pIOL als die Vorderfläche der kristallinen Linse interpretieren. Eine exakte Überprüfung der echten Vorderkammer-Tiefe ist daher obligat.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass wir heutzutage viele Optionen zur IOL-Berechnung nach refraktiver Chirurgie haben. Diese sind jedoch im Vergleich zu Standardberechnungen immer noch ungenauer und zeitraubend. Dieser Mehraufwand lässt sich monetär weder im Rahmen der GKV noch der PKV abbilden.