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Herpesvirale Testung von Spender- und Empfängerhornhäuten – ist ein perioperatives Screening sinnvoll?
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Published: | November 2, 2023 |
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Hintergrund: Im Rahmen einer Hornhauttransplantation werden weder die Hornhäute der Spender, noch postoperativ die der Empfänger standardmäßig auf herpesvirale DNA getestet. Die Virusprävalenz in Spenderhornhäuten wurde als gering angenommen und das Risiko einer Virusübertragung durch Hornhautspende als vernachlässigbar angesehen.
Methoden: Wir untersuchten mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) zunächst die Prävalenz von Herpes-simplex-Virus-Typ-1(HSV-1)- und Varizella-Zoster-Virus(VZV)-DNA in Empfängerhornhäuten nach perforierender Keratoplastik (pKPL), unabhängig von der klinischen Diagnose. Daraufhin wurde in einer neuen Kohorte die Prävalenz von HSV-1-, Herpes-Simplex-Virus-Typ-2(HSV-2)-, VZV- und Cytomegalievirus(CMV)-DNA von Spenderhornhäuten untersucht, die mittels PK oder Descemet-Membran-Endothel-Keratoplastik (DMEK) auf Patienten übertragen wurden. Die Patienten, deren Hornhauttransplantate positiv getestet wurden, wurden daraufhin in regelmäßigen Intervallen in einem Zeitraum von bis zu 23 Wochen nachuntersucht.
Ergebnisse: Wir schlossen zunächst 112 Empfängerhornhäute (2020–2021) und in die darauffolgende Kohorte 85 Spenderhornhäute (2022–2023) ein. Die Hornhäute der Empfänger, bei denen kein klinischer Verdacht auf eine vorgegangene oder aktuelle Herpeskeratitis vorlag, wurden in 18,7% positiv auf Herpes DNA getestet, 13% davon auf HSV-1-DNA und 3% auf VZV-DNA. In der Untersuchung der übertragenen Spenderhornhäute wurde virale DNA bei 7 (8.2%) Hornhäuten nachgewiesen. Die Patienten, die positiv getestete Transplantate erhielten, wiesen keine viralen Erkrankungen in der ophthalmologischen Vorgeschichte auf. In der Gruppe der Patienten, die eine positiv getestete Spenderhornhaut erhielten, wies im Verlauf keiner der Empfänger Anzeichen einer viralen Infektion auf, jedoch benötigten zwei der sechs Empfänger positiv getesteter Transplantate eine Re-Operation.
Schlussfolgerungen: Die Prävalenz der viralen DNA lag sowohl bei den Empfängerhornhäuten ohne bekannte Herpeskeratitis, als auch bei den Spenderhornhäuten weitaus über der bisher angenommenen Prävalenz. Wir empfehlen daher der Etablierung einer routinemäßigen Herpes DNA-PCR-Testung bei allen Empfängerhornhäuten bei pKPL, unabhängig von der präoperativen Diagnose. Im Falle eines Nachweises herpesviraler DNA sollte auf eine konsequente postoperative, antiherpetische Therapie geachtet werden. Bei den Empfängern der viruspositiven Transplantate wurde eine erhöhte postoperative Komplikationsrate im Vergleich zu virusnegativen festgestellt, es ergaben sich jedoch keine Hinweise auf eine Spender-Wirt-Übertragung. Ein klinischer Nutzen eines herpesviralen „Screenings“ aller Spenderhornhäute vor Transplantation konnte bislang nicht nachgewiesen werden.