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96. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte

28.10.2023, Kassel

Ibrutinib-assoziierte Uveitis anterior und Hyphäma

Meeting Abstract

  • Philipp Bachmann - Mainz
  • A. Strzalkowska - Mainz
  • N. Pfeiffer - Mainz
  • E. M. Hoffmann - Mainz

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte. 96.Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte. Kassel, 28.-28.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23rma10

doi: 10.3205/23rma10, urn:nbn:de:0183-23rma105

Published: November 2, 2023

© 2023 Bachmann et al.
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Text

Einführung: Ibrutinib wird zur Behandlung vielzähliger hämatoonkolgischer Erkrankungen eingesetzt. Seine Wirkung beruht auf der Hemmung des Enzyms Bruton-Tyrosin-Kinase und dem Überleben sowie der Migration von B-Lymphozyten. Wir berichten über einen 71-jährigen Patienten mit spontan aufgetretenem Hyphäma und Uveitis anterior rechts. Der Patient leidet unter einem indolenten Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) im Palliativstadium bei fehlender Anamnese für Diabetes mellitus, retinale Verschlüsse oder Contusio bulbi.

Klinischer Verlauf: Am rechten Auge betrug der Visus Lichtschein, der IOD 20 mmHg. Es zeigte sich ein Hyphäma von 2,8 mm, sowie ein ausgeprägter Vorderkammerreiz und hintere Synechierungen mit provekter Katarakt. Echografisch konnte ein GK-Reiz ausgeschlossen werden. Am linken Auge zeigte sich ein reizfreier Lokalbefund. Es erfolgte eine intensive Steroidtherapie mittels Prednisolon AT 6x tgl. Nach 5 Tagen zeigte sich keine Befundbesserung, weshalb eine Vorderkammerpunktion- und Spülung erfolgte. Hierbei konnte kein viraler oder mikrobiologischer Erreger nachgewiesen werden. Unmittelbar nach der Vorderkammerspülung kam es zu einem Rezidiv der Vorderkammerblutung. Die Medikamentenanamnese ergab, dass der Patienten vor ca. 6 Monaten ein neues Medikament (Ibrutinib) zur Behandlung des NHL erhalten hatte. Nach Konsil mit dem Hämatoonkologen wurde angesichts des Risikos einer Hämatokornea und damit einhergehender stark reduzierter Visusprognose Ibrutinib abgesetzt. Hierunter kam es zu einer vollständigen Resorption des Hyphämas innerhalb von wenigen Tagen ohne erneute chirurgische Intervention oder Intensivierung der lokalen Steroidtherapie.

Schlussfolgerung: Die Ibrutinib-assozierten Uveitis anterior ist in der Literatur bisher wenig beschrieben, die klinische Manifestation ist vielfältig. Es bestand ein enger zeitlicher Zusammenhang zwischen dem Absetzen von Ibrutinib und der vollständigen Remission. Dies deutet auf einen kausalen Zusammenhang zwischen der Medikamentengabe und dem Auftreten der Uveitis hin. Es wird angenommen, dass Ibrutinib über eine Hemmung der Interleukin-2-induzierten-T-Zell-Kinase eine proinflammatorische Reaktion von Th1-Zellen fördert, welche zum einen mit dem Auftreten einer uni- oder bilateralen Uveitis, zum anderen ist eine Hochregulation von Th1-Zellen mit einer Thrombozytenaggrationshemmung assoziiert ist. Während die meisten in der Literatur beschriebenen Fälle mit einer lokalen oder systemischen Steroidtherapie behandelt werden konnten, gibt es, wie in diesem Fall beschrieben, auch vereinzelte Fälle, welche das Absetzen von Ibrutinib erforderlich machten.