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95. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte

29.10.2022, Ludwigshafen

Einseitige Makulopathie mit beidseitigen Gesichtsfelddefekten

Meeting Abstract

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  • Habibi Naqibullah - Marburg
  • F. Schubert - Marburg
  • S. Schulze - Marburg

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte. 95.Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte. Ludwigshafen, 29.-29.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22rma23

doi: 10.3205/22rma23, urn:nbn:de:0183-22rma234

Published: October 28, 2022

© 2022 Naqibullah et al.
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Ein 47-jähriger männlicher Patient wurde unserer Ambulanz notfallmäßig mit einseitiger Makulopathie und beidseitigen Gesichtsfelddefekten überwiesen. Seit ca. 4 Tagen bestünde eine zunehmende schmerzlose Sehminderung ohne weitere Beschwerden. Zuvor wäre er noch nie in ophthalmologischer Behandlung gewesen und sei ansonsten gesund.

In der klinischen Untersuchung fielen eine beidseitige Visusminderung (bester Dezimalvisus rechts 0,4 und links 0,2) mit leichter Hypotension (Goldmanntonometrie rechts 8 mmHg und links 9 mmHg) sowie nasal betonter Papillenrandunschärfe mit leichter Erweiterung der Venen an beiden Augen auf. Die weitere klinische Untersuchung war unauffällig. In der apparativen Diagnostik konnte ein Makulaödem am rechten Auge mit beidseitiger Papillenschwellung in der OCT (optische Kohärenztomographie) nachgewiesen werden. Das Gesichtsfeld zeigte eine Erweiterung des blinden Flecks mit rechts zentralen, und links, die Mittellinie überschreitenden, Empfindlichkeitsminderungen nach unten.

In Zusammenschau der Befunde vermuteten wir eine Papillits und führten eine Blutentnahme zur differentialdiagnostischen Abklärung durch. Es zeigte sich ein erhöhter Treponema-VDRL (Veneral Disease Laboratory)- & TPPA (Treponema-pallidum-Partikel-Agglutination)-Titer mit positivem IgG und IgM im FTA-Abs.-Test (Fluoreszenz-Treponemen-Antikörper-Test), vereinbar mit einer akuten Luesinfektion. Entsprechend stellten wir die Diagnose einer beidseitigen Papillitis mit beginnender Neuroretinitis rechts bei Lues. Eine systemische Penicillin-Therapie wurde nach Liquorpunktion begonnen.

Okuläre Beteiligungen bei Lues sind selten [3] und aufgrund ihrer vielseitigen, „Chamäleon“-artigen Klinik schwer zu diagnostizieren [2]. Zuletzt ansteigende Fallzahlen verdeutlichen die klinische Relevanz der Erkrankung [1].

Aus diesem Grunde halten wir den hier vorgestellten Kasus für gut geeignet auf dem diesjährigen „Consilium diagnosticum“ diskutiert zu werden.

Literatur:

1. Bremer V, Dudareva-Vizule S, Buder S et al. (2017) Sexuell übertragbare Infektionen in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz 60:948-957

2. Cohen SE, Klausner JD, Engelman J et al. (2013) Syphilis in the modern era: an update for physicians. Infect Dis Clin North Am 27:705-722 3. Davis JL (2014) Ocular syphilis. Current Opinion in Ophthalmology 25:513-518