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95. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte

29.10.2022, Ludwigshafen

Beidseitige Netzhautablösung – immer gründlich abklären!

Meeting Abstract

  • Alaa Din Abdin - Homburg/Saar
  • W. Aljundi - Homburg/Saar
  • K. Xanthopoulou - Homburg/Saar
  • S. Suffo - Homburg/Saar
  • B. Seitz - Homburg/Saar

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte. 95.Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte. Ludwigshafen, 29.-29.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22rma21

doi: 10.3205/22rma21, urn:nbn:de:0183-22rma210

Published: October 28, 2022

© 2022 Abdin et al.
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Text

Hintergrund: Die okuläre Tuberkulose (TB) ist eine sehr seltene extrapulmonale mykobakterielle Infektion. Es gibt verschiedene Arten der Übertragung, und es kann praktisch jedes Augengewebe infizieren. Die Tuberkulose sollte als „der große Nachahmer“ von Augenkrankheiten betrachtet werden.

Fallbeschreibung: Eine 82-jährige Frau, die sich in unserer Augenklinik vorstellte, klagte über eine schmerzlose Sehverschlechterung an beiden Augen seit 2 Wochen. Ihre bestkorrigierte Sehschärfe betrug beidseits 0,1. Die ophthalmologische Untersuchung beider Augen zeigte choroidale Infiltrate mit zentraler bis mittelperipherer exsudativer Netzhautablösung. Die vordere Kammer und der Glaskörper waren zellfrei. Die optische Kohärenztomographie zeigte eine neurosensorische Netzhautablösung. Es wurde eine stationäre Uveitis-Untersuchung durchgeführt. Eine rheumatologische sowie neoplastische Erkrankung konnte durch laborchemische und bildgebende Untersuchungen nicht nachgewiesen werden. Ein anschließendes CT-Thorax ergab Hinweise auf einige, höchstwahrscheinlich postentzündliche Lungenknötchen von bis zu 8 mm Durchmesser. Die ebenfalls durchgeführte Bronchoskopie zeigte keine aktiven Anzeichen einer Infektion, allerdings zeigte sich der Quantiferon-Tuberkulose-Bluttest positiv: „Messwert: 1,62 IU/mL (Normalwert: <0,35 IU/mL)“.

Bei postentzündlichen Lungenknötchen und positivem Quantiferontest stellten wir in Zusammenarbeit mit der internistischen Abteilung die Diagnose einer extrapulmonalen okulären Tuberkulose. Unter intensivierter tuberkulostatischer und steroidaler Therapie kam es nach einer Woche zu einer Befundbesserung mit beidseitiger Visusverbesserung auf 0,3 und vollständiger Rückbildung der exsudativen Netzhautablösung.

Schlussfolgerungen: Es ist wichtig, die okuläre TB als klinische Manifestation der extrapulmonalen TB zu erkennen. Eine rechtzeitige Diagnose kann zur frühzeitigen Einleitung einer Tuberkulostatika-Therapie führen, um die schlechte Prognose für den Patienten zu vermeiden.