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95. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte

29.10.2022, Ludwigshafen

Die Anwendung einer systemischen „Low-dose“-b-Blocker-Therapie in der Behandlung der Retinopathia Centralis Serosa

Meeting Abstract

  • Argyrios Chronopoulos - Ludwigshafen
  • E. Huynh - Ludwigshafen
  • L.O. Hattenbach - Ludwigshafen

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte. 95.Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte. Ludwigshafen, 29.-29.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22rma18

doi: 10.3205/22rma18, urn:nbn:de:0183-22rma186

Published: October 28, 2022

© 2022 Chronopoulos et al.
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Fragestellung: Die Retinopathia centralis serosa (RCS) stellt eine diagnostische und therapeutische Herausforderung dar. Aktuelle Erkenntnisse weisen darauf hin, dass es sich möglicherweise um eine Erkrankung des vegetativen Nervensystems handeln könnte, welche mit einem erhöhten Sympathikotonus, Erhöhung des Ruheblutdrucks und -puls sowie Überperfusion der Aderhaut einhergeht. Aufgrund dessen analysierten wir retrospektiv die Wirkung einer Sympathikus-Herunterregulierung durch eine orale „Low-dose“-β-Blocker-Therapie auf den Verlauf der RCS.

Methodik: 16 Augen von 16 konsekutiven Patienten mit chronischer/chronisch-rezidivierender RCS wurden analysiert. Alle Patienten hatten einen grenzwertig erhöhten systemischen Blutdruck und Puls (142/91 mmHg, 73/Minute). Die Patienten, welche einen erhöhten Ruheblutdruck und -puls aufwiesen, erhielten eine Therapie mit 1,25 mg Bisoprolol über 3 Monate (nach Rücksprache mit ihrem betreuenden Hausarzt). Der Effekt der Low-dose-β-Blockertherapie auf die RCS wurde im Verlauf mittels best-dokumentiertem Visus (BRVA) und zentraler Retinadicke (CRT) im optischen Kohärenztomographie OCT ermittelt.

Ergebnis: Es bestand bei allen Patienten eine chronische oder chronisch-rezidivierende RCS mit einem BRVA von 0,6 und eine CRT von 351 µm. Alle Patienten hatten eine Behandlungsvorgeschichte unter anderem mit antiVEGF, Mineralkortikoidinhibitoren, Acetazolamid und lokalen NSAIDs ohne Erfolg. Am Tag der Low-dose-β-Blocker-Indikation erfolgte eine RR- und Herzfrequenz-Messung (142/91 mmHg, 73/Minute, Range 168-130 mmHg systolisch und 90–119 mmHg diastolisch, 49–92/Minute). Am Ende des Beobachtungszeitraums vertrugen alle 16 Patienten die orale Therapie gut. Der systemische Blutdruck und Puls waren im Durchschnitt 130/82 mmHg, 63/Minute. Es zeigte sich auch ein signifikanter Visusanstieg sowie eine Abnahme der Netzhautdicke (BRVA 0,8±0,24, p* 0,04, CRT 242±47, p* 0,001). Alle Patienten berichteten von einem insgesamt gebesserten Allgemeinbefinden.

Schlussfolgerung: Die RCS bleibt bis heute eine komplexe Erkrankung mit einer wahrscheinlich multifaktoriellen Genese. Unsere Ergebnisse deuten auf eine mögliche Sympathikus Beteiligung am ursächlichen Geschehen hin. Eine solche systemische Komponente könnte und sollte berücksichtigt werden insbesondere bei Patienten mit noch intakter Pigmentepithelschicht. Eine “low-dose“ kardioselektive β-Blocker-Therapie könnte in solchen Fällen erwogen werden. Weitere Studien sind wichtig, um den genauen Hintergrund und Effekt zu spezifizieren.