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95. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte

29.10.2022, Ludwigshafen

Best Vision: „Hornhautchirurgie“

Meeting Abstract

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  • Berthold Seitz - Homburg/Saar

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte. 95.Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte. Ludwigshafen, 29.-29.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22rma01

doi: 10.3205/22rma01, urn:nbn:de:0183-22rma013

Published: October 28, 2022

© 2022 Seitz.
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Die hohe Kunst der Hornhautchirurgie lässt sich in Bewährtes und Neues einteilen. Während die klassische Hornhauttransplantation mehr als 100 Jahre alt ist, konnten in den letzten 20 Jahren eine Reihe von Ansätzen neu entwickelt bzw. verfeinert werden.

In unserem Homburger Keratokonuscenter HKC, in das seit 2010 mehr als 2.500 Patienten eingeschlossen wurden, evaluieren wir insbesondere Verfahren zur Frühestdiagnose und zum Langzeitverlauf. Wir bewerten stadiengerechte Therapiemöglichkeiten und betreiben Ursachenforschung. Zu den chirurgischen Neuerungen beim Keratokonus gehören die intrakornealen Ringsegmente (ICRS), die in Homburg weit überwiegend als INTACS SK implantiert werden unter Zuhilfenahme des Femtosekundenlasers zur Tunnelpräparation in 80% Tiefe. Hierdurch lässt sich nicht nur der unkorrigierte und bestkorrigierte Visus verbessern, sondern auch eine Stabilisierung ohne simultanes Crosslinking erreichen. Im Akutstadium des Keratokonus haben sich in den letzten 7 Jahren tiefstromale 10-0-Nylonnähte zur Readaptation des Descemet-Risses (sog. „Muraine-Nähte“) bewährt.

Seit mehr als 33 Jahren verwenden wir bei der perforierenden Keratoplastik den Excimerlaser für die Trepanation um einen geringeren Astigmatismus, eine höhere Regularität der Topographie und einen besseren Visus zu erzielen. Um refraktive Überraschungen nach der Keratoplastik zu vermeiden führen wir seit 2018 routinemäßig eine sterile Spendertomographie in der Zellkulturflasche in der Hornhautbank durch, um zurückliegende refraktive Chirurgie bzw. einen Keratokonus beim Spender auszuschließen. Für beginnende Keratoplastik-Operateure empfiehlt sich der Homburger Kreuzstich-Marker nach Suffo (Fa. Geuder) um eine symmetrische doppelt fortlaufende Kreuzstichnaht auch bei sich erst entwickelndem Augenmaß zu erzielen.

Bei intaktem Endothel führen wir in Homburg heute die Excimerlaser-gestützte tiefe anteriore lamelläre Keratoplastik (sog. „Excimer-DALK“) durch, um den Patienten bei einer notwendigen Konversion keinem Nachteil auszusetzen.

In Deutschland werden seit 3 Jahren zwei Drittel aller Hornhautverpflanzungen als hintere lamelläre Keratoplastik durchgeführt und davon sind 98,5% DMEK. Die DMEK lässt sich auch „jenseits der Routine“, z.B. nach perforierender Keratoplastik, nach Vitrektomie, etc. unter Beachtung strenger mikrochirurgischer Vorkehrungen mit gutem Erfolg durchführen. Asymmetrische Markierungen beim Spender sind bei der DMEK unerlässlich.

Leider sind die Pilzkeratitiden in den letzten Jahren auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Insbesondere bei Fusarien-Keratitis empfiehlt sich unverzüglich eine breit gefächerte Diagnostik mit konfokaler Mikroskopie, PCR, Mikrobiologie und Histologie. Bei medikamentöser Therapieresistenz führen wir früh – vor Invasion in die Vorderkammer – eine Keratoplastik mit großem Transplantat und vielen Einzelknüpfnähten durch, um das Auge zu retten.

Schlussfolgerung: Neben den alt bewährten Operationen, hält das Armamentarium der Hornhautchirurgie heute eine Reihe von sehr wirksamen neuen Verfahren diesseits und jenseits der Routine vor, um das jeweils individuell beste Ergebnis für den Patienten zu erzielen.