gms | German Medical Science

94. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte

31.10.2021, Koblenz

Eine einseitige Konjunktivitis – aber mit starkem Fremdkörpergefühl?

Meeting Abstract

Search Medline for

  • Tillmann Pilz - Augenärzte am Zentralplatz Koblenz
  • F. Weinand - Klinik für Augenheilkunde, Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte. 94. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte. Koblenz, 30.-30.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21rma33

doi: 10.3205/21rma33, urn:nbn:de:0183-21rma335

Published: November 12, 2021

© 2021 Pilz et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Bei Urlaubern und Reiserückkehrern sollten nicht nur klassische pathogene Erreger einer Infektion der Conjunctiva in Betracht gezogen werden, sondern auch Parasiten, die sich den Menschen als Fehlwirt ausgesucht haben.

Der Befall mit Fliegenlarven wird als Ophthalmomyiasis bezeichnet. Bei der häufigeren O. externa kommt es zu dem Befall der Augenlider und der Conjunctiva. Bei der selteneren O. interna findet eine Durchwanderung nach intraokular mit Ansiedelung in Vorderkammer, Glaskörper oder gar subretinal statt. Ein primärer Befall in Deutschland ist rar, da die hauptverursachende Schafbremse, eine Art Dasselfliege (Oestrus ovis) als Vektor der Larven vor allem im warmen Klima der Mittelmeerländer, Nordafrika und der Golfstaaten vorkommt. Dieser Fallbericht gibt eine detaillierte Beschreibung der Symptome, der Larven mit ihrem Lebenszyklus, sowie die Therapie der Ophthalmomyiasis.

Fallbericht: Anfang Oktober 2017 stellte sich eine 50-jährige Frau in unserer Sprechstunde mit einem ausgeprägtem Fremdkörpergefühl und einer anamnestisch beklagten Bindehautentzündung im linken Auge vor. Sie berichtete, dass sie im Spanienurlaub am Strand eingeschlafen sei und beim plötzlichen Aufwachen und Abnehmen der getragenen Sonnenbrille von einer aufgescheuchten Fliege belästigt wurde. Diese Fiege habe ihr beim Nahekommen ans Gesicht etwas ins Auge geschleudert. Kurze Zeit später hätte die Patientin ein anhaltendes Fremdkörpergefühl im linken Auge bemerkt. Bei über zwei Tage zunehmenden Beschwerden kaufte sie sich Tobramycin AT. Die Erstvisite in unserer Sprechstunde am 5. Tag nach Ereignis an der Spaltlampe zeigte glasig-weiße, sehr lebhafte, etwa 2 mm lange, lichtempfindliche Maden auf der Bindehaut und im Unterlidfornix. Die Bindehaut war injiziert, leicht chemotisch und zudem leicht putride verschleimt. Die Maden wurden mechanisch entfernt, die Bindehaut und Fornices wurden auch unter Ektropionieren forciert mit NaCl gespült. Ebenso erfolgte eine Tränenwegsspülung mit NaCl. Nach abschließender Kontrolle auf evtl. verbliebene Maden wurde eine lokale Therapie mit Gentamicin AT angesetzt und eine Vorstellung bei der HNO z.A. Larvenbefall des Nasopharynx initiiert.

Schlussfolgerung: Bei einer Reiseanamnese mit nicht einmal exotischen Destinationen und einer Bindehautentzündung mit Fremdkörpergefühl sollte trotz Seltenheit auch an einen Befall mit Larven von Oestrus ovis gedacht werden. Die mechanische Entfernung als regelrechte Jagd ist mitunter eine Herausforderung.