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94. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte

31.10.2021, Koblenz

Rezidivierende immunologische intraokulare Entzündungsreaktion nach intravitrealer operativer Medikamentengabe

Meeting Abstract

  • Tyll Jandewerth - Frankfurt/Main
  • I. Schmack - Frankfurt/Main
  • F. Koch - Frankfurt/Main
  • T. Kohnen - Frankfurt/Main
  • T. Arad - Frankfurt/Main

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte. 94. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte. Koblenz, 30.-30.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21rma29

doi: 10.3205/21rma29, urn:nbn:de:0183-21rma295

Published: November 12, 2021

© 2021 Jandewerth et al.
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Text

Hintergrund: Immunreaktionen wie eine sterile Endophthalmitis treten bei der intraokularen Anwendung von anti-VEGF Präparaten auf. Solche Verläufe sind selten, können jedoch schwerwiegende Folgen haben.

Methoden: Es stellt sich der Fall eines 70-Jährigen mit rezidivierender Endophthalmitis nach intravitrealer Bevacizumab Injektion dar. Nach Durchführung einer intravitrealen operativen Medikamentengabe mit Bevacizumab bei diabetischem Makulaödem extern zeigten sich in der Vorderkammer Zellen dreifach positiv, endotheliale Fibrinbeschläge, ein Hypopyon von ca. 1 mm sowie eine im Kapselsack platzierte Intraokularlinse. Funduskopisch war der Einblick aufgrund einer dezenten Glaskörpertrübung etwas reduziert. Die Papille, Makula und Gefäße waren jedoch beurteilbar. Hinweise auf eine Infiltration der Netzhaut lagen nicht vor. Nach der dritten Bevacizumab-Eingabe vor zweieinhalb Monaten seien am 1. postoperativen Tag ähnliche Beschwerden aufgetreten. Bei Verdacht auf eine postoperative Endophthalmitis sei extern eine diagnostische Vitrektomie mit Probenentnahme erfolgt, die negativ ausfiel. Der Patient wurde stationär aufgenommen zu einer intensivierten medikamentösen Therapie bestehend aus steroidhaltigen und antibiotischen Augentropfen jeweils stündlich im Wechsel, dazu Mydriatikum zweimal täglich. Systemisch erhielt der Patient täglich intravenös 2 g Ceftriaxon, sowie per os 60 mg Prednison und 20 mg Pantoprazol.

Ergebnisse: Innerhalb weniger Tage kam zu einer deutlichen Befundbesserung, sodass von einer operativen Versorgung abgesehen wurde. Bei rückläufigem Vorderkammerreiz und stabilem Hinterabschnittsbefund konnte der Patient nach fünf Tagen schmerzfrei in die ambulante Betreuung entlassen werden. Differentialdiagnostisch abzugrenzen ist eine infektiöse postoperative Endophthalmitis, welche klinisch in aller Regel neben deutlichen Schmerzen und Photophobie durch eine schwere intraokulare Entzündungsreaktion, insbesondere im hinteren Augenabschnitt (Vitritis), gekennzeichnet ist. Weitergehend abzugrenzen ist postoperativ ein Toxic-Anterior-Segment-Syndrom (TASS) definiert als eine sterile Entzündungsreaktion des vorderen Augenabschnitts.

Schlussfolgerungen: Eine sterile Endophthalmitis nach Bevacizumab-Injektion stellt eine akute Entzündung dar, deren genauer Pathomechanismus, indes noch nicht abschließend geklärt ist. Zur Abgrenzung okulärer Immunreaktionen von infektiösen Verläufen bei Anwendung von Bevacizumab wird eine differenzierte Anamnese und Untersuchung notwendig.