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Akute Abduzensparese
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Published: | November 12, 2021 |
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Hintergrund: Die Carotis-Sinus-Cavernosus-Fistel (CSCF) stellt als interdisziplinäres Krankheitsbild eine Herausforderung dar. Es gilt die mitunter unspezifischen Symptome in Verbindung zu bringen und die entsprechende Diagnostik einzuleiten.
Methoden: Eine 69-jährige Frau wurde durch ihre behandelnde Reha-Klinik über die Notfallaufnahme vorgestellt. Sie berichtete von dem Auftreten von Doppelbildern seit einer Woche. Außerdem klagte sie über drückende Kopfschmerzen und ein störendes rhythmisches Ohrgeräusch. Die Patientin war zuvor im April desselben Jahres in ihrer Häuslichkeit gestürzt und wurde aufgrund von intracraniellen und subarachnoidalen Blutungen behandelt. Vor diesem Hintergrund wurde initial eine cCT Aufnahme durchgeführt. Nach unserer Untersuchung empfahlen wir die weitere neurochirurgische Abklärung, insbesondere die Durchführung eines cMRT und einer digitalen Substraktionsangiograpie (DSA), um die Verdachtsdiagnose einer traumatischen CSCF zu bestätigen.
Ergebnisse: Die Patientin zeigte einen bestkorrigierten Visus von 1,0 beidseits. Es fiel eine ausgeprägte Abduzensparese links auf. Auskultatorisch bestand ein prominentes pulsatiles Strömungsgeräusch links und auf beiden Augen ein Exophthalmus. Im Bereich der vorderen Augenabschnitte zeigten sich links dezente konjunktivale Injektionen mit einer temporal betonten Chemosis. Die hinteren Augenabschnitte und die OCT Untersuchung zeigten einen regelrechten Netzhautbefund. Das im Rahmen der Aufnahme durchgeführte CT demonstrierte eine deutliche Gefäßaufweitung retrobulbär links. Das veranlasste cMRT zeigte das Bild einer CSCF mit Arterialisierung der V. ophthalmica superior links. Zusätzlich konnte ein Denervierungsödem des M. rectus lateralis links gezeigt werden. Die anschließend durchgeführte DSA bestätigte den Befund der Fistel.
Schlussfolgerungen: Lediglich 15% der duralen arteriovenösen Fisteln betreffen den Sinus Cavernosus. Der arteriovenöse Shunt führt zu einem venösen Rückstau, welcher sich okulär sowohl im vorderen als auch im hinteren Augenabschnitt manifestieren kann. Eine Druckschädigung der Hirnnerven führt zu Augenmotilitätsstörungen. Pathognomonisch ist ein pulssynchrones Ohrgeräusch auf der betroffenen Seite, welches durch das Strömungsgeräusch der Fistel entsteht. Theraopieoptionen der 1. Wahl sind die venöse Embolisation mit ablösbaren Coils zur Unterbrechung des Shunts, gefolgt von der transarteriellen Embolisation.