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94. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte

31.10.2021, Koblenz

Elektronisch erfasste Okklusionstherapie bei amblyopen Kindern mit exzentrischer Fixation

Meeting Abstract

  • Berna Mehmed - Frankfurt/Main
  • M. Fronius - Frankfurt/Main
  • T. Pohl - Frankfurt/Main
  • H. Ackermann - Tübingen
  • C. Schramm - Tübingen
  • B. Spieth - Tübingen
  • C. Hofmann - Frankfurt/Main
  • T. Kohnen - Frankfurt/Main
  • Y. Wenner - Frankfurt/Main

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte. 94. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte. Koblenz, 30.-30.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21rma07

doi: 10.3205/21rma07, urn:nbn:de:0183-21rma073

Published: November 12, 2021

© 2021 Mehmed et al.
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Hintergrund: Amblyope Patienten mit exzentrischer Fixation zeigen ein schlechteres Ansprechen auf die Okklusionstherapie als solche mit zentraler Fixation. Dennoch wurde bei dieser Gruppe die Effizienz der Amblyopietherapie unter elektronisch registrierter Okklusion bisher nicht untersucht. Unser Ziel war, die Auswirkung der gemessenen Okklusionsdauer auf die Visusentwicklung und die Fixationsänderung zu untersuchen.

Methoden: In unserer Pilotstudie wurde die Visusentwicklung während 12-monatiger Okklusionstherapie bei 13 Kindern (2,9–12,4 Jahre) in zwei Altersgruppen (<7 Jahre n=7, >7 Jahre n=6) untersucht. Berichtet werden Ergebnisse zum Nahvisus für Reihenoptotypen. Die Dauer der Okklusion wurde elektronisch mit einem Mikrosensor erfasst und die Fixation mit dem direkten Ophthalmoskop bestimmt.

Ergebnisse: Die verschriebene mittlere Okklusionsdauer lag bei 7,7 (2,5–9,9) h/d. Die unter 7-Jährigen zeigten eine Compliance von durchschnittlich 71% (6,1 h/d) und die über 7-Jährigen von 39% (2,7 h/d). Der Anfangsvisus nach refraktiver Adaptation von 3 Monaten lag im Median bei 1,2 logMAR. Die jüngere Gruppe erreichte nach 12 Monaten im Median einen Visusanstieg von 1,0 (0,6–1,7) log Einheiten und eine interokuläre Visusdifferenz von 2 Reihen. In der älteren Gruppe betrug der Visusanstieg im Median 0,2 (0–0,5) log Einheiten und die interokuläre Differenz 9 Reihen. Fünf Patienten (alle <5 Jahre) erreichten eine interokuläre Visusdifferenz von <2 Reihen während des Untersuchungszeitraumes. Die jüngeren Kinder zeigten im gesamten Zeitraum im Median eine höhere Effizienz (Visusbesserung in log Einheiten pro 100 h Okklusion) als die älteren (0,05 vs. 0,03). Alle Kinder <7 Jahren außer einem (6,5 Jahre, 4,9 h/d Okklusion) erreichten zentrale Fixation, durchschnittlich nach 2,5 (1–4) Monaten. Bei der Hälfte der älteren Kinder zentralisierte sich die Fixation, im Mittel nach 4,3 (3–6) Monaten.

Schlussfolgerungen: Unsere Studie quantifizierte zum ersten Mal die Abnahme der Therapieeffizienz mit zunehmendem Alter bei amblyopen Kindern mit exzentrischer Fixation. Bei jungem Alter und guter Therapieadhärenz sind trotz schlechtem Anfangsvisus eine zentrale Fixation und fast seitengleicher Visus innerhalb von 6 Monaten erreichbar. Zur Heilung dieser Amblyopieform ist eine Diagnosestellung und Therapieeinleitung vor dem 4. Lebensjahr optimal.