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87. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte

08.11.2014, Frankfurt am Main

Therapieresistenz bei amblyopen Kindern unter ODM-kontrollierter Okklusion: Identifikation organischer Ursachen

Meeting Abstract

  • C. Kuhli-Hattenbach - Universitäts-Augenklinik Frankfurt/Main
  • M. Koss - Universitäts-Augenklinik Frankfurt/Main; Universitäts-Augenklinik Heidelberg
  • T. Kohnen - Universitäts-Augenklinik Frankfurt/Main
  • M. Fronius - Universitäts-Augenklinik Frankfurt/Main

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte. 87. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte. Frankfurt am Main, 08.-08.11.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14rma30

doi: 10.3205/14rma30, urn:nbn:de:0183-14rma300

Published: November 5, 2014

© 2014 Kuhli-Hattenbach et al.
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Hintergrund: In der Amblyopietherapie besteht seit einigen Jahren die Möglichkeit, die Compliance mittels Pflaster-Okklusions-Dosis-Monitoren (ODM) zu objektivieren. In diesem Zusammenhang fallen immer wieder Kinder auf, die trotz einer mittels ODM nachgewiesenen guten Compliance den erwarteten Visusanstieg nicht erreichen. Ziel der vorliegenden Studie war es, diese Kinder auf morphologische Ursachen hin zu untersuchen.

Methoden: Wir untersuchten sechs Kinder (Durchschnittsalter: 11,19 ± 2,28 Jahre) mit einer unilateralen Refraktions- bzw. gemischten Amblyopie, die in einer früheren prospektiven Studie trotz ODM-kontrollierter guter Compliance durch einen geringeren als erwarteten Visusanstieg aufgefallen waren (Fronius et al. Vision Res. 2014). Wir untersuchten Ausgangs- und Endvisus, orthoptischen Status, organischen Befund, Refraktion in Cycloplegie, und Farbsinn. Zusätzlich analysierten wir die Netzhautmorphologie mittels optischer Kohärenztomographie (SD-OCT; 3D OCT-2000; Topcon, Tokyo, Japan). Die Nervenfaserdicke der Makula sowie der Papille zwischen den amblyopen und den Partneraugen wurde mittels gepaartem t-Test verglichen.

Ergebnisse: Der durchschnittliche Endvisus (logMAR) nach einer ODM-kontrollierten Okklusionstherapie von ≥1300 Stunden betrug 0,42 (± 0,23) mit einer persistierenden mittleren interokulären Differenz von 0,51 (± 0,23). Alle amblyopen Augen wiesen eine stärkere Hyperopie mit einem mittleren sphärischen Äquivalent von +4,73 (± 2,73) dpt als die gesunden Partneraugen mit +2,17 (± 3,06) auf (p=0,02). Darüber hinaus zeigte sich in der Makularegion der amblyopen Augen eine signifikant dickere durchschnittliche Nervenfaserschicht (p=0,0062) und ein vergrößertes totales Volumen (p=0,0091) gegenüber den gesunden Partneraugen. Im Bereich der Papille ergaben die OCT-Messwerte keine statistisch signifikanten Differenzen. Bei einer Patientin konnten wir eine familiäre Makropapille aufdecken. Zwei Patienten zeigten minimale periphere punktförmige Linsentrübungen, die jedoch nicht visusrelevant waren.

Schlussfolgerungen: Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass bei amblyopen Kindern mit unzureichendem Visusanstieg die durchschnittliche Makuladicke sowie das Gesamtvolumen der Makula vergrößert sind. Darüber hinaus kommt neben der inzwischen nachgewiesenen – mit zunehmendem Alter abnehmenden – Therapieeffizienz (Fronius et al. Vision Res. 2014) die Höhe einer zugrundeliegenden Hyperopie bzw. Anisometropie als möglicher Risikofaktor für eine erfolglose Amblyopietherapie in Frage. Dies gilt primär für die Altersgruppe der Schulkinder, für die im Allgemeinen bei Refraktionsamblyopien gute Visusprognosen postuliert werden.