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86. Versammlung der Vereinigung Rhein-Mainischer Augenärzte

Vereinigung Rhein-Mainischer Augenärzte

01.11. - 02.11.2013, Gießen

Chirurgie der Abrollstrecke

Meeting Abstract

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  • M. Gräf - Gießen

Vereinigung Rhein-Mainischer Augenärzte. 86. Versammlung der Vereinigung Rhein-Mainischer Augenärzte. Gießen, 01.-02.11.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13rma16

doi: 10.3205/13rma16, urn:nbn:de:0183-13rma166

Published: October 30, 2013

© 2013 Gräf.
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Die Abrollstrecke ist ein wesentlicher Faktor für die Wirkung einer Augenmuskeloperation. Veränderungen der Abrollstrecke modifizieren blickrichtungsabhängig die Wirkung. Sie sind bei der Operationsplanung zu bedenken.

Die Abrollstrecke eines äußeren Augenmuskels entspricht dem Bogen von der Insertion bis zum Ende seines Sklerakontakts. Sie hängt von der Stellung, Größe und Form des Auges, der Verlaufsrichtung des Muskels und der Lage seiner Insertion ab. Bei einer Drehung des Auges in die Zugrichtung des Muskels wird die Abrollstrecke immer kürzer, bis die Insertion auch das Ende des Sklerakontakts darstellt. Bis dahin bleibt der Hebelarm der Kraftübertragung gleich dem Radius des Auges. Bei weiterer Drehung des Auges wird der Hebelarm immer kürzer und das Drehmoment nimmt progressiv ab.

Die Fadenoperation bewirkt schon im Geradeausblick eine Hebelarmverkürzung, die bei einer Duktion in die Muskelzugrichtung progressiv ist. Weniger beachtet aber bedeutsam sind die Hemmung der Bulbusmotilität innerhalb der Tenon-Kapsel durch Adhäsionen im Bereich der Tenonpforte und die selektive Stilllegung vorwiegend non-twich-innervierter Muskelfasern.

Transpositionen ohne effektive Vorlagerung des Muskels verkürzen die Abrollstrecke und den Kraftvektor in die ursprüngliche Muskelzugrichtung. Dabei wirken Y-Spaltungen in der Muskellängsrichtung weniger progressiv als die Fadenoperation.

Jede Rücklagerung sollte ab einer bestimmten Drehung des Auges progressiv wirken, weil sie die Abrollstrecke verkürzt. Dieser Effekt ist bei großer Operationsstrecke oder weit dorsal inserierendem Muskel deutlich. Er ist durch herkömmliche Techniken oder durch Interponate vermeidbar.

Faltungen können, abhängig von der Technik, durch Adhäsionen hinter der physiologischen Insertion eine Verkürzung der Abrollstrecke bewirken, während die Vorlagerung eines hinter den Tangentialpunkt rückgelagerten Muskels dessen Hebelarm verlängert und kann wieder Abrollstrecke herstellt.

Die genannten Effekte bei unterschiedlichen Operationen werden exemplarisch dargestellt.