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86. Versammlung der Vereinigung Rhein-Mainischer Augenärzte

Vereinigung Rhein-Mainischer Augenärzte

01.11. - 02.11.2013, Gießen

Beidseitige akute makuläre Neuroretinopathie nach HWS-Distorsionstrauma

Meeting Abstract

  • A.-M. Eickhoff - Ludwigshafen
  • V. Ungemach - Ludwigshafen
  • L.-O. Hattenbach - Ludwigshafen

Vereinigung Rhein-Mainischer Augenärzte. 86. Versammlung der Vereinigung Rhein-Mainischer Augenärzte. Gießen, 01.-02.11.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13rma07

doi: 10.3205/13rma07, urn:nbn:de:0183-13rma076

Published: October 30, 2013

© 2013 Eickhoff et al.
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Hintergrund: Die akute makuläre Neuroretinopathie (AMNR) ist mit ca. 50 in der Literatur beschriebenen Fällen ein seltenes Krankheitsbild, das am häufigsten bei jungen Patientinnen auftritt. Die Pathogenese ist bisher ungeklärt. Als auslösende Faktoren werden unter anderem vorangegangene Infektionen und die Einnahme oraler Kontrazeptiva diskutiert. Leitsymptom sind plötzlich auftretende uni- oder bilaterale Parazentralskotome. Eine wirksame Therapie ist bislang nicht beschrieben. Betroffene Patienten zeigen sehr unterschiedliche Verläufe, eine vollständige spontane Remission ist möglich.

Methoden: Wir beschreiben den Fall einer 60-jährigen Patientin, die sich einen Tag nach Verkehrsunfall mit HWS-Distorsionstrauma mit akut aufgetretenen beidseitigen parazentralen Gesichtsfelddefekten vorstellte. Der CCS-Visus betrug 1,0 am rechten und 0,8 am linken Auge. Der funduskopische Befund schien zunächst unauffällig. Im multifokalen ERG zeigten sich beidseits leicht reduzierte Amplituden. Eine Mikroperimetrie und ein OCT zeigten an beiden Augen keilförmige Defekte im nasalen Makulabereich mit morphologisch korrespondierenden abgeflachten Netzhautarealen. Im Verlauf wurde der Befund auch funduskopisch als keilförmige Aufhellung sichtbar.

Ergebnisse: Auf Grundlage der o.g. morphologischen und funktionellen Befunde wurde die Diagnose einer akuten makulären Neuroretinopathie gestellt. Da in der Literatur bisher keine wirksame Therapie beschrieben ist, wurde empfohlen, die spontane Remission abzuwarten. In einer ersten Kontrolluntersuchung 2 Wochen nach Entlassung zeigte sich eine Persistenz der Parazentralskotome bei weiterhin gutem Visus.

Schlussfolgerung: Auch bei untypischer Anamnese und untypischem Patintenalter muss bei plötzlich auftretenden Parazentralskotomen differentialdiagnostisch an eine akute makuläre Neuroretinopathie gedacht werden. Der vorliegende Fall legt den Verdacht nahe, dass neben Infektionen der Atemwege und des Gastrointestinaltraktes sowie der Einnahme bestimmter Medikamente auch ein Trauma als Auslöser der Erkrankung in Frage kommt.