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Revolution im Hinterabschnitt – intravitreale medikamentöse Therapien
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Published: | November 4, 2010 |
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1996 wurde erstmals ein intravitreal injiziertes Enzym (tissue plasminogen activator, TPA) zur subretinalen Lyse von Koageln eingesetzt. Die klinische Wirkung war beeindruckend. Dennoch dauerte es noch Jahre, bis die Passage des großen Proteins (ca. 120 kD) vom Glaskörper durch die Netzhaut allgemein akzeptiert wurde. Zu diesem Zeitpunkt galt die Injektion durch die Pars plana als heikel, weil retinale Komplikationen durch Veränderungen in der Glaskörperbasis befürchtet wurden. Mittlerweile ist durch die moderne AMD-Therapie beides widerlegt worden. Die Passage kompletter Antikörper durch die Netzhaut ist akzeptiert und die Injektionsmethode über die Pars plana gehört zu den einfachsten intraokularen Eingriffen in der heutigen Ausbildung von Augenärzten. Generell ist die medikamentöse Behandlung der Netzhaut oft schwierig. Systematisch verabreichte Wirkstoffe erscheinen nur in geringer Konzentration im Glaskörper. Eine Erhöhung der Dosis ist nicht selten mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden. Die intravitreale Injektion in den Glaskörper ist die einzige Option, ein Medikament ohne systemische Nebenwirkungen und in hoher Konzentration in das Auge zu bringen. Eine allergische Reaktion ist aufgrund des Immunprivilegs des Auges (innere und äussere Blut-Retina-Schranke) nicht zu erwarten. Die Entwicklung neuer Wirkstoffe besonders in der AMD-Therapie ist mit bisher nicht gekannten Medikamentenkosten in der Augenheilkunde verbunden. 'Off-label' und 'Portionierung' sind Fakten, die unser Fachgebiet längst verlassen haben und bundesweit Juristen und Politiker beschäftigen. Diese Entwicklung ist unumkehrbar. Aufgrund anatomischer, pharmakologischer, immunologischer Gegebenheiten ist der Stich ins Auge aus der Augenheilkunde nicht mehr wegzudenken.