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Die Häufigkeit der rhegmatogenen Netzhautablösung und der Katarakt-Operation in der Universitäts-Augenklinik Kiel in den Jahren 1914, 1939/40, 1956/57 und 1967: Eine medizinhistorische Studie
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Published: | June 13, 2025 |
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Ziel: Um ältere Daten für epidemiologische Vergleiche zur rhegmatogenen Netzhautablösung zu erhalten, sollte die Häufigkeit der rhegmatogenen Netzhautablösung für die Zeit vor der intraokularen Linse und der Vitrektomie erforscht werden. Aktuell liegt die Inzidenz der rhegmatogenen Netzhautablösung in der westlichen Welt bei 20 Fällen auf 100.000 Personenjahre (Radeck et al. 2023), wobei 38% der Netzhautablösungen mit Pseudophakie und 0,5% mit Aphakie assoziiert sind. Flankierend sollte die Häufigkeit der Katarakt-Operation für dieselben Zeiträume ermittelt werden.
Methode: Aus dem Archiv der Kranken-Akten der Universitäts-Augenklinik Kiel wurden die Jahrgänge 1914, 1939/40, 1956/57 und 1967 ausgewählt und auf die genannte Fragestellung hin analysiert.
Ergebnis: Für das Jahr 1914 (7 Monate) konnten auf ein Jahr hochgerechnet 5 vermutliche Netzhautablösungen, für das Jahr 1939/40 (9 Monate) konnten auf ein Jahr hochgerechnet 15, für das Jahr 1956/57 (12 Monate) 48 und für das Jahr 1967 (12 Monate) 110 gesicherte rhegmatogene Netzhautablösungen ermittelt werden. Für das Jahr 1914 waren keine Operationen registriert. Der Prozentsatz der erfolgreich durchgeführten Operationen betrug für 1939/40 44%, für 1956/57 62% und für 1967 69%. Die Anzahl der Katarakt-Operationen für die jeweiligen Zeiträume wurden ermittelt: 99, 92, 148, 532. Die Inzidenz der rhegmatogenen Netzhautablösung, bezogen auf den Haupteinzugsbereich der Univ.-Augenklinik Kiel, betrug für die genannten Zeiträume: 0,51/1,42/3,39/5,96 auf 100.000 Personenjahre, analog für die der Katarakt-Operation 8,21/8,34/9,39/30,36 auf 100.000 Personenjahre. Der Anteil der Aphakie-Ablationes betrug für das Jahr 1967 15%.
Speziell für das Jahr 1967 wurden folgende weitergehende Daten bezüglich der rhegmatogenen Netzhautablösung ermittelt/errechnet: 110 Augen bei 105 Patienten, davon waren 41,8% männlich, 58,2% weiblich. Das durchschnittliche Alter der männlichen Patienten betrug 59,0 Jahre, das der weiblichen 61,0 Jahre. Der Anteil der rechten Augen betrug 52,7%, der der linken Augen 47,3%. Die Operationen erfolgten in der Regel in Retrobulbäranästhesie, nur in 2 Fällen in Vollnarkose (Alter 15 und 16 Jahre). Die durchschnittliche Dauer des stationären Aufenthaltes betrug 32,58 Tage. Der Visus zum Zeitpunkt der Entlassung betrug: ≤1/50 in 22,3%, >1/50 – 0,33 in 61,2%, >0,33 – 0,7 in 6,8%, >0,7 in 9,7%. Die bei der Entlassung aus stationärer Behandlung festgestellte Arbeitsunfähigkeit betrug durchschnittlich 25,25 Tage.
Schlussfolgerung: Epidemiologisch könnte von Bedeutung sein: Die Inzidenz der rhegmatogenen Netzhautablösung lag 1967 für den Einzugsbereich der Universitäts-Augenklinik Kiel mit 5,96 Fällen pro 100.000 Personenjahre in dem für die 70-er Jahre mitgeteilten Bereich von 7–11 Fällen pro 100.000 Personenjahre (Radeck et al 2023). Der Anteil der Aphakie-Ablationes lag 1967 mit 15% unter dem Wert von 38,5%, der in 2022 für die Ablatio bei Pseudophakie und die bei Aphakie zusammen mitgeteilt wurde. Das durchschnittliche Alter der Patienten mit rhegmatogener Netzhautablösung betrug in 1967 59,0 für die männlichen und 61,0 Jahre für die weiblichen Patienten; dieses entspricht somit dem Mittelwert von 60,8, der für die von 2005 bis 2019 berichteten Werte errechnet wurde (Radeck et al. 2022).