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37. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft

Retinologische Gesellschaft

27.06. - 28.06.2025, Berlin

Sterile intraokulare Entzündungen nach Aflibercept 8 mg – ein klinischer Rückblick

Meeting Abstract

  • Dominik Frentzel - Berlin
  • A. Janzen - Berlin
  • R. Naffouje - Berlin
  • J. Wachtlin - Berlin; Medizinische Hochschule Brandenburg, Neuruppin

Retinologische Gesellschaft. 37. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Berlin, 27.-28.06.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc25rg23

doi: 10.3205/25rg23, urn:nbn:de:0183-25rg239

Published: June 13, 2025

© 2025 Frentzel et al.
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Text

Hintergrund: Das Erkennen und Behandeln potenzieller entzündlicher Ereignisse nach intravitrealen Injektionen (IVOM) ist von besonderer Bedeutung, insbesondere bei der Anwendung neuer Präparate wie Aflibercept 8 mg. Trotz des in klinischen Studien vergleichbaren Sicherheitsprofils zu Aflibercept 2 mg, ist die Erfassung dieser Ereignisse in der klinischen Praxis zur adäquaten Risikobewertung erforderlich.

Methoden und Ergebnisse: In dieser Fallserie wurden 17 Patienten (Alter 77,9±8,14 [63–93] Jahre) untersucht, die zwischen März 2024 und Februar 2025 eine sterile intraokulare Entzündung (IOI) nach einer intravitrealen Injektion von Aflibercept 8 mg entwickelt haben. Alle Patienten berichteten von einem raschen Symptombeginn mit subjektiver Visusminderung 1–3 Tage (Ø 1,9) nach der Injektion und stellten sich klinisch innerhalb von 2 bis 7 (Ø 3,9) Tagen mit Anzeichen einer Entzündung im Glaskörper und in der Vorderkammer vor. Bei sieben Patienten (41,2%) entwickelte sich die IOI nach der ersten Injektion mit Aflibercept 8 mg, bei den anderen Patienten (58,8%) nach der zweiten bis siebten Injektion. Zuvor hatten alle Patienten bereits andere intravitreale anti-VEGF-Therapeutika ohne relevante injektionsbedingte Komplikationen erhalten: Aflibercept 2 mg (94,1%), Faricimab (29,4%), Ranibizumab (23,5%), Brolucizumab (11,8%), Bevacizumab (11,8%). Es wurden keine Anzeichen einer Vaskulitis, Papillitis oder Retinitis festgestellt und aufgrund des milden klinischen Verlaufes wurde keine Vitrektomie notwendig. Die Entzündung klang mit topischen Steroiden und einer initialen antibiotischen Lokaltherapie innerhalb von 3 bis 28 (Median 8) Tagen ab. Bei vier Patienten (23,5%) mit ausgeprägtem intraokularem Reizzustand wurde zudem eine systemische Steroidbehandlung eingeleitet. Zwei Patienten (11,8%) erhielten bei initialer diagnostischer Unsicherheit eine intravitreale Vancomycin Injektion, darunter ein Patient mit Glaskörperpunktion ohne Erregernachweis. Insgesamt war die funktionelle Erholung des Sehvermögens und des subjektiven Beschwerdebildes gut. Während sich der durchschnittliche bestkorrigierte Visus nach auslösender Injektion um ΔLogMAR 0,41±0,35 (0–1,2) verschlechterte, erholte sich dieser bei klinisch dokumentierter Reizfreiheit wieder um ΔLogMAR 0,27±0,29 (0–0,9).

Schlussfolgerungen: Wir berichten über eine Fallserie von injektionsbedingten okulären Entzündungen nach intravitrealer Injektion von Aflibercept 8 mg. Die zugrunde liegende Pathogenese der sterilen Entzündung ist bislang unklar, vermutet wird eine immunvermittelte Reaktion auf aggregierte Proteinbestandteile durch Verunreinigungen, Hilfsstoffe oder auch die höhere Wirkstoffkonzentration. Diese Fälle verdeutlichen die Notwendigkeit klinischer Wachsamkeit zur frühzeitigen Erkennung solcher Komplikationen – selbst angesichts des in den klinischen Studien beobachteten niedrigen Risikoprofils.