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37. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft

Retinologische Gesellschaft

27.06. - 28.06.2025, Berlin

Real-World-Analyse zur Dringlichkeit der operativen Versorgung einer rhegmatogenen Ablatio – Einblicke aus dem VITREACT Register

Meeting Abstract

  • Felix Rosanski - Berlin
  • V.A. Knecht - Berlin
  • A.F. Blumentritt - Berlin
  • L. Freisberg - Berlin
  • B. Müller - Berlin
  • A.M. Joussen - Berlin
  • O. Zeitz - Berlin

Retinologische Gesellschaft. 37. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Berlin, 27.-28.06.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc25rg17

doi: 10.3205/25rg17, urn:nbn:de:0183-25rg178

Published: June 13, 2025

© 2025 Rosanski et al.
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Text

Hintergrund: Die Netzhautablösung ist ein ophthalmologischer Notfall. Bei anliegender Makula besteht weitgehend Konsens, dass die Versorgung dringlich ist. Bei Makulabeteiligung gibt es divergierende Ansichten über die Eilbedürftigkeit der OP. Die vorgestellte Analyse aus dem VITREACT Register widmet sich dieser Frage und analysiert das funktionelle Ergebnis nach Ablatio-Chirurgie bei rascher Intervention innerhalb von 48 Stunden in Abhängigkeit vom Makulastatus.

Methoden: Real-World-Daten-Analyse von 398 konsekutiven Fällen mit primärer rhegmatogener Ablatio Retinae an der Charité Berlin. Erfasst wurden demographische Daten, Linsenstatus, Makulastatus (Makula on/off), operative Parameter (Tamponade, additive Cerclage, Cerclage/Plombe ohne ppV) sowie postoperative Kontrollen nach 6 Wochen und am Ende des Beobachtungszeitraums. Der Visus wurde in logMAR angegeben und als Median sowie als Mittelwert ± Standardabweichung ausgewertet.

Ergebnisse: Das mediane Alter der 398 Patienten betrug 61 Jahre (60,8±11,5Jahre); 264 (66,3%) waren männlich und 134 (33,7%) weiblich. Bezüglich des Linsenstatus waren 217 Patienten (54,5%) phak, 179 (45,0%) pseudophak und 2 (0,5%) aphak. In 184 Fällen (46,2%) lag zum Zeitpunkt der Operation eine intakte Makula (Makula on), in 213 Fällen (53,5%) eine abgehobene Makula (Makula off) vor. Hinsichtlich der operativen Verfahren wurde in 19 Fällen (4,8%) ein eindellendes Verfahren ohne pars-plana-Vitrektomie durchgeführt. In den Fällen, die chirurgisch mit Pars-plana-Vitrektomie versorgt wurden, wurde als Endotamponade überwiegend SF6 in 343 Fällen (86,2%), gefolgt von Silikonöl (5.000 cst) in 28 Fällen (7,1%), C2F6 in 5 Fällen (1,3%), Densiron in 1 Fall (0,3%) und C3F8 in 1 Fall (0,3%) verwendet. Eine Cerclage wurde in 125 Fällen (31,4%) angelegt, insbesondere bei Foramina im nasal-inferioren Quadranten (OR=1,94; p=0,011). Die 6-Wochen-Nachuntersuchung wurde bei 322 Patienten (80,9%) durchgeführt, hierbei zeigte sich eine Netzhautanlage in 317 Fällen (98,4%).

Der Visus verbesserte sich insgesamt von einem präoperativen Mittelwert von 0,85±0,85logMAR (Median 0,40) auf 0,34±0,38logMAR (Median 0,20) nach sechs Wochen (p<0,0001). Bei Patienten mit Makula off (n=162) betrug der präoperative Visus 1,34±0,80logMAR (Median 1,30) und stieg postoperativ auf 0,48±0,43logMAR (Median 0,40) an (Δ= –0,87±0,74logMAR (ca. 8–9 ETDRS-Linien); p<0,0001). Patienten mit Makula on (n=149) wiesen einen präoperativen Visus von 0,31±0,51 logMAR (Median 0,20) auf, der sich postoperativ auf 0,20±0,24logMAR (Median 0,20) verbesserte (Δ= –0,11±0,49logMAR (ca. 1 ETDRS-Linie); p=0,295). Der finale Visus lag bei Makula off bei 0,48±0,43 (Median 0,40)logMAR und bei Makula on bei 0,20±0,24 (Median 0,20) logMAR.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse des VITREACT Registers legen nahe, dass eine chirurgische Versorgung innerhalb von maximal 48 Stunden nach Vorstellung bzw. Diagnosestellung zu sehr guten Visusergebnissen führt. Insbesondere bei Makulabeteiligung erholt sich der Visus hoch signifikant und bleibt nur knapp mehr als zwei Zeilen hinter dem der Gruppe ohne Makulabeteiligung zurück. Die Ergebnisse zeigen, dass auch die Versorgung einer Makula-off Ablatio als dringlicher Notfall anzusehen ist.