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37. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft

Retinologische Gesellschaft

27.06. - 28.06.2025, Berlin

Makuläre Teleangiektasien Typ 2: Baseline- und erste Follow-up-Daten aus der MEMORY-Studie

Meeting Abstract

  • Carla Winter - Münster
  • K. Rothaus - Münster
  • C. v. Schwarzkopf - Münster
  • H. Hufnagel - Münster
  • A. Kiskämper - Münster
  • K.M. Blatz - Freiburg i.Br.
  • F. Bucher - Freiburg i.Br.
  • D. Pauleikhoff - Münster
  • C. Lange - Münster

Retinologische Gesellschaft. 37. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Berlin, 27.-28.06.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc25rg12

doi: 10.3205/25rg12, urn:nbn:de:0183-25rg126

Published: June 13, 2025

© 2025 Winter et al.
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Text

Ziel: Makuläre Teleangiektasie Typ 2 (MacTel2) ist eine neurodegenerative Erkrankung der Makula, die mit einem progredienten Verlust der zentralen Sehschärfe einhergeht. Nach der FDA-Zulassung des ersten Medikaments für MacTel2 im März 2025 sind weitere Studien mit großen Patientenkohorten notwendig, um die demographischen Merkmale, Risikofaktoren, klinischen Aspekte und Verlaufsformen von MacTel2 genauer zu beleuchten. Die MEMORY-Studie (Multicentre European Mactel2 prOgRession studY) ist eine multizentrische Studie, die klinische und bildgebende Daten von Patienten mit MacTel2 retro- und prospektiv analysiert, um so zur Identifikation geeigneter Therapiekandidaten und -zeitpunkte beizutragen.

Methode: Diese Arbeit untersucht Baseline (BL)- und Follow-Up (FU)-Daten der Patienten mit MacTel2, die im Zeitraum von Januar 2024 bis April 2025 im Augenzentrum am St. Franziskus-Hospital in Münster in die MEMORY-Studie einwilligten. Zu den erhobenen Daten gehörten demographische Informationen, Vorerkrankungen, Visus, Stadium der Erkrankung sowie quantitative Vermessungen von OCT-Bildern wie die Größe der Unterbrechung der ellipsoiden Zone (EZ) oder der ORaH (Outer retina associated hyperreflectivity).

Ergebnis: Es wurden insgesamt 374 Augen von 187 Patienten eingeschlossen, darunter 56% Frauen und 44% Männer. Das Durchschnittsalter betrug 61,2 Jahre (SD±9,4). Bei24% der Patienten lag ein Diabetes mellitus Typ 2 (DM2), bei 52% eine arterielle Hypertonie (aHT) und bei 11% andere kardiovaskuläre Vorerkrankungen vor. Der Visus betrug bei BL im Median 0,2 logMAR (≈20/32, IQR 0,1–0,4). Von den 187 Patienten nahmen 51 über einen Zeitraum von fünf Jahren an jährlichen Visiten teil. Beim 5-Jahres-FU zeigte sich im Durchschnitt eine Abnahme des Visus auf 0,3 logMAR (≈20/40) sowie bei Patienten mit einem zentralen EZ-loss eine Zunahme der EZ-loss-Fläche von initial durchschnittlich 0,19 mm2 [0,01–0,91] auf 0,62 mm2 [0,12–1,39]. 40% der Augen, die bei BL noch keine Läsionen zeigten, wiesen nach 5 Jahren einen EZ-loss auf. Bei 54% der Augen erreichte der initial nicht zentral gelegene EZ-loss nach 5 Jahren das Zentrum. 34% der Augen, die bei BL noch keine ORaH aufwiesen, entwickelten bis zum 5-Jahres-FU eine ORaH. Patienten mit aHT wiesen nach 5 Jahren eine signifikant größere Zunahme der EZ-loss-Fläche (Median 0,44 mm2 [0,11–0,90]) auf als Patienten ohne aHT (0,01 mm2 [0,00–0,24]; p=0,01). Bei Patienten mit DM2 war eine Zunahme von 1,26 mm2 [±0,52] im Vergleich zu Patienten ohne DM2 zu beobachten (0,22 mm2 [0,00-0,56]; p=0,02).

Schlussfolgerung: Mit 374 Augen stellt die MEMORY-Studie eine der größten MacTel-2-Kohorten Deutschlands dar. 60% der Patienten wiesen bei Erstvorstellung bereits einen zentralen EZ-loss auf, was auf eine fehlende Erkennung von Frühformen hindeutet. Die Ergebnisse der Langzeitbeobachtung zeigen, dass ein Großteil der Patienten über einen Zeitraum von 5 Jahren eine Krankheitsprogression mit Voranschreiten der Photorezeptordegeneration in Richtung Zentrum aufweist. Hierbei scheinen die aHT und der DM2 Risikofaktoren für eine schnellere Progression der Erkrankung zu sein. Weitere Auswertungen sind geplant, um den Einfluss von Risikofaktoren auf das Fortschreiten der Erkrankung genauer zu bewerten und Einblicke in die Dynamik der Erkrankung in Abhängigkeit vom Krankheitsstadium und den individuellen Risikoprofilen der Patienten zu gewinnen.