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36. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft

Retinologische Gesellschaft

28.06. - 29.06.2024, Essen

Netzhaut und Linsenverletzungen bei IVOM

Meeting Abstract

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  • David A. Märker - Regensburg

Retinologische Gesellschaft. 36. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Essen, 28.-29.06.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24rg24

doi: 10.3205/24rg24, urn:nbn:de:0183-24rg247

Published: June 25, 2024

© 2024 Märker.
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Intravitreale operative Medikamenteneingaben stellen mit ca. 1,5 Millionen Injektionen pro Jahr den am häufigsten ambulant durchgeführten intraokularchirurgischen Eingriff dar. Gängige Komplikationen werden mit einer Häufigkeit von 1,9% angegeben und umfassen: Hyposphagmata, intraokulare Drucksteigerungen, erregerbedingte und sterile Endophthalmitiden, Glaskörperblutungen und Netzhautablösungen.

Als seltene Komplikationen wurden zumeist im Rahmen von Fallberichten periphere Netzhautdefekte, die Ausbildung von Makulaforamina, insbesondere bei vorbestehenden vitreoretinalen Traktionen, und Netzhautdefekte durch den Injektionsstrahl der IVOM beschrieben.

Die Inzidenz von Linsenverletzungen im Rahmen einer IVOM-Therapie ist mit 0,1% überaus gering. Allerdings zeigen neuere Daten auf, dass unter intravitrealer Therapie eine erhöhte Anzahl von Hinterkapselrupturen, korrelierend mit der Injektionszahl, zu verzeichnen ist.

Es wurden an den Kliniken Cottbus, Münster und Regensburg neun Fälle von iatrogenen Netzhautverletzungen dokumentiert. In sechs Fällen kam es zu traumatischen Makulaverletzungen, in zwei Fällen zu Glaskörperblutungen aufgrund von peripheren Netzhautdefekten und in einem Fall zu einer Netzhautverletzung oberhalb der Papille.

In fünf Fällen erfolgte ein operatives Vorgehen: in drei Fällen bei traumatischer Makulaverletzung eine Vitrektomie mit Membranpeeling und Gastamponade – hier konnte in zwei Fällen ein Verschluss des Makuladefektes erreicht werden; in zwei Fällen bei Glaskörperblutung mit peripheren Netzhautdefekten – hier erfolgte eine Vitrektomie mit Behandlung der peripheren Netzhautdefekte. Hinsichtlich des Visus profitierten vor allem die Patienten mit Glaskörperblutung. Bei den traumatischen Makulaverletzungen blieb der Visus, auch nach erfolgreicher Operation, aufgrund der fortgeschrittenen Makulaveränderungen zumeist stabil.

Wir konnten in Münster und Regensburg sechs Fälle einer Linsenverletzung im Rahmen einer IVOM Therapie dokumentieren. Das Indikationsspektrum für die intravitreale Therapie war deutlich heterogener. Bei den traumatischen Netzhautverletzungen waren ausschließlich Patienten mit einer AMD betroffen, bei den Linsenverletzungen neben der AMD auch Patienten mit DMÖ und Z.n. Hemi-ZVV.

Bei allen Patienten kam es unter laufender IVOM-Therapie zu einer linsenbedingten Linsentrübung. In vier Fällen war eine kapselsackfixierte Linsenimplantation möglich, in zwei Fällen erfolgte aufgrund von Hinterkapseldefekten eine Sulcusimplantation. Bei dem Patienten mit Z.n. Hemi-ZVV erfolgte eine intravitreale Therapie mit Ozurdex®. Hier zeigten sich das Implantat in der Linse des Patienten und ein sekundärer Druckanstieg.

Bei vier der Patienten bestand eine Hyperopie mit einer durchschnittlichen Achslänge von 21,9±1,0 mm.

Linsen- und Netzhautverletzungen stellen seltene Komplikationen dar, haben aber aufgrund der hohen Anzahl durchgeführter Injektionen eine klinische Relevanz. Die richtige Injektionstechnik und die Verwendungen von Kanülen, die durch die Fachgesellschaften in Deutschland empfohlen werden (27–30G, Kanülenlänge max. 12 mm), können das Risiko für Netzhaut- und Linsenverletzungen reduzieren. Auch die Achslänge des Patienten sollte beachtet werden. Für den Visus limitierend bleibt in der Regel die Makulaerkrankung des Patienten; zumeist wird eine Fortführung der intravitrealen Therapie erforderlich.