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36. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft

Retinologische Gesellschaft

28.06. - 29.06.2024, Essen

IOL-Luxationen bei vitrektomierten Augen mit stabiler Netzhautsituation: Versorgung mit der Carlevale-IOL

Meeting Abstract

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  • Silvia Bopp - Bremen
  • M. Hellermann - Bremen

Retinologische Gesellschaft. 36. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Essen, 28.-29.06.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24rg07

doi: 10.3205/24rg07, urn:nbn:de:0183-24rg070

Published: June 25, 2024

© 2024 Bopp et al.
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Hintergrund: Spätluxationen von IOLs nach vorangegangenen Vitrektomien treten im klinischen Alltag immer häufiger auf. Ursache ist eine zunehmende Zonulaschwäche, bei der neben anderen Faktoren wie hohe Myopie, PEX vor allem der vorangegangene vitreoretinale Eingriff zählt. Für den IOL-Austausch, der mit Entfernung von Kapsel und Nachstar einhergeht, kommen üblicherweise 3-stückige sklerafixierte IOLs oder eine retropupillar irisfixierte IOL zur Anwendung. Diese IOL-Versorgung ist gegenüber der ursprünglich kapselfixierten IOL suboptimal. Eine Verbesserung verspricht die speziell für die nahtlose Sklerafixation entwickelte und zugelassene IOL vom Calevale-Typ.

Material/Methode: Klinische Fallserie von 34 Augen, die aufgrund einer IOL-(Sub-)Luxation eine FIL-SSF-IOL (Carlevale-Typ, Fa. Soleko) erhielten. Eingeschlossen wurden nur Augen, die in der Vergangenheit eine oder mehrere vitreoretinale Eingriffe hatten. Abgesehen von den visuellen und refraktiven Ergebnissen wurden Probleme und Komplikationen analysiert. 27 Patienten hatten ein Follow-up von mindestens 6 Wochen.

Ergebnisse: Der Zeitraum zwischen primärer IOL-Implantation und sekundärem Austausch betrug im Mittel 14 Jahre (range: 9 Monate–32 Jahre). Der mittlere präoperative Visus betrug 0,46 (HBW–1,0) und postoperativ nach 6 Wochen 0,42 (range: 0,1–1,0). Initial bestand in knapp der Hälfte ein verstärkter postoperativer Reiz mit Hornhautödem und Descemetfalten, der auf den umfangreichen Eingriff zurückzuführen und nach 4 Wochen abgeklungen war. Spaltlampenmikroskopisch war in keinem Auge eine Linsendezentrierung, IOL-Donesis oder Tilt zu beobachten. Zwei Patienten zeigten revisionsbedürftige Komplikationen: ein 2-fach vorvitrektomiertes, hoch myopes Auge hatte eine postoperative Hypotonie mit hämorrhagischer Aderhautamotio; ein Auge wies einen Abriss der T-Haptik mit Dezentrierung der IOL auf. Beide Komplikationen wurden ohne Visuseinbuße saniert. Netzhautrelevante Komplikationen wie Re(Ablatio) wurden auch im späteren Verlauf nicht beobachtet.

Schlussfolgerungen: Die Sekundärversorgung mit der eine FIL-SSF-IOL erwies sich als sicheres, kontrolliertes Verfahren bei diesem komplexen Patientengut. Das Operationsziel, das Visuspotenzial wieder nutzen zu können, wurde in allen Fällen erreicht. 80% der Augen lagen im Bereich der Zielrefraktion (±1 dpt). Vorteile gegenüber den o.g. etablierten Verfahren sind vor allem die große optische Zone von 6,5 mm, die Verfügbarkeit eines großen Dioptrienspektrums von –5 bis +35 dpt und der stabile Linsensitz durch 2-Punkt-Skleraverankerung und 4-Punkt-Sulcusabstützung. Nachteil ist das hydrophile Material, das bei eventuellem erneuten vitreoretinalen Eingriff mit Tamponade eintrüben könnte. In Abwägung der Pros und Cons erscheint uns dies vertretbar, da bei o.g. Patientenselektion mit seit langem stabiler Netzhautsituation das Risiko erneuter vitreoretinaler Interventionen gering ist.