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35th Annual Meeting of the German Retina Society

German Retina Society

30.06. - 01.07.2023, Würzburg

Glaskörperersatz auf Hydrogel-Basis – eine neue Klasse von Tamponaden in der Netzhautchirurgie

Meeting Abstract

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  • Peter Szurman - Sulzbach/Saar

Retinologische Gesellschaft. 35. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Würzburg, 30.06.-01.07.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23rg01

doi: 10.3205/23rg01, urn:nbn:de:0183-23rg018

Published: June 29, 2023

© 2023 Szurman.
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Die Pars-plana-Vitrektomie in Kombination mit einer internen Tamponade ist das wichtigste Konzept in der Netzhautablösungschirurgie. Alle verfügbaren Tamponaden sind hydrophob, d.h. sie wirken aufgrund von Auftriebskraft und Oberflächenspannung. Der hydrophobe Charakter birgt jedoch grundsätzliche Nachteile: Er erlaubt nur einen Tamponadevektor, macht eine vollständige Füllung des Glaskörperraums unmöglich, erhöht das Risiko einer PVR durch Akkumulation von Wachstumsfaktoren an der Grenzfläche und fördert neue Löcher durch Scherkräfte.

Eine mögliche Lösung könnte die Verwendung von Hydrogelen sein, die den nativen, gesunden Glaskörper nachahmen und die Anforderungen an eine ideale Tamponade in der Netzhautablösungschirurgie besser erfüllen. Sie bieten eine vollständige Füllung, einen gleichzeitigen Tamponadeeffekt in alle Richtungen durch Quelldruck und Viskosität, vermeiden Scherkräfte und weisen eine außergewöhnliche Biokompatibilität auf.

Wir haben zwei medizinische Hydrogele auf der Basis von hoch gereinigten vernetzten Glykosaminoglykanen bzw. Heteroglykanen entwickelt. Brechungsindex, optische Klarheit, Stabilität und rheologische Eigenschaften waren dem natürlichen menschlichen Glaskörper ähnlich. Der Quellungsfaktor kann durch den Salzgehalt eingestellt werden. Die Hydrogele zeigten in verschiedenen Zellkulturmodellen antiadhäsive und anti-migrative Eigenschaften und könnten daher das Potenzial haben, die PVR zu verringern. Darüber hinaus ermöglichten sie die Verkapselung von zelltherapeutischen und neuroprotektiven Wirkstoffen und dienten als Systeme zur kontrollierten Freisetzung von Arzneimitteln gegen Proliferation. In einem Kaninchenmodell wurden sowohl die In-vivo-Stabilität als auch die langfristige Biokompatibilität über 12 Monate elektrophysiologisch und histologisch nachgewiesen. Schließlich zeigen erste Ergebnisse einer prospektiven, interventionellen Phase-1-Studie bei menschlichen Patienten mit Phthisis bulbi eine gute Biokompatibilität und einen erhöhten Augendruck nach 3 Monaten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die vorgestellten Hydrogele eine neue Klasse von hydrophilen Tamponaden für die Netzhautchirurgie mit mehreren vorteilhaften Eigenschaften darstellen könnten.