gms | German Medical Science

33rd Annual Meeting of the German Retina Society

German Retina Society in cooperation with 51st Wacker Course

25.06. - 26.06.2021, Munich (Online conference)

Inzidenz der Frühgeborenenretinopathie in Deutschland: Revision der deutschen Screening-Kriterien

Meeting Abstract

  • Tim U. Krohne - Köln
  • A. Müller - Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Zentrum für Kinderheilkunde, Universitätsklinikum Bonn
  • W.A. Lagrèze - Freiburg i.Br.
  • F.G. Holz - Greifswald
  • A. Stahl - Greifswald
  • P.P. Larsen - Greifswald
  • German Retina.net ROP Registry Study Group

Retinologische Gesellschaft. 33. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. München (digital), 25.-26.06.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21rg34

doi: 10.3205/21rg34, urn:nbn:de:0183-21rg346

Published: June 24, 2021

© 2021 Krohne et al.
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Text

Hintergrund: Zur Bewertung der aktuellen Screening-Kriterien für Frühgeborenen-Retinopathie (ROP) wurde die Inzidenz von behandlungsbedürftiger ROP bei Kindern mit Gestationsalter (GA) ≥30 Wochen oder postmenstruellem Alter (PMA) <32 Wochen in Deutschland untersucht.

Methoden: Drei Patientendatenbanken wurden analysiert: die Bundesauswertung Neonatologie des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) der Jahre 2011–2017 (n=52.461 Kinder im ROP-Screening einschließlich 1.505 wegen ROP behandelter Kinder), das Deutsche Retina.net ROP-Register der Jahre 2011–2018 (n=281 behandelte Kinder) und das ROP-Screening-Programm zweier deutscher Universitätskliniken der Jahre 2012–2016 (n=837 Kinder im Screening).

Ergebnisse: In den analysierten Kohorten stellten Kinder mit GA ≥30 Wochen 33,1%–38,5% der Screening-Populationen, aber nur 1,40%–1,42% der Fälle von behandlungsbedürftiger ROP. Die „Number needed to screen“ stieg von einem Wert von 4 für Kinder mit GA 23 Wochen auf 1.788 für Kinder mit GA 31 Wochen an. In einer Kohorte von 281 wegen ROP behandelten Kindern zeigten alle 4 Kindern mit GA ≥30 Wochen zusätzliche Risikofaktoren für ROP wie eine langfristige Sauerstoffsupplementierung oder relevante Begleiterkrankungen. Fünf Kinder (1,8%) wurden mit PMA 32 Wochen behandelt und keines mit PMA <32 Wochen.

Schlussfolgerungen: In den untersuchten Kohorten hatten Frühgeborene mit GA ≥30 Wochen ein sehr geringes oder gar kein Risiko für die Entwicklung einer behandlungsbedürftigen ROP, sofern nicht zusätzliche Risikofaktoren vorlagen, und es wurde keine Behandlung früher als 32 Wochen PMA durchgeführt. Diese Ergebnisse trugen zu der 2020 erfolgten Überarbeitung der deutschen ROP-Screening-Kriterien bei.