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32nd Annual Meeting of the German Retina Society

German Retina Society

28.06. - 29.06.2019, Ludwigshafen

Charakteristika und adäquate Dokumentation retinologischer Befunde beim nicht akzidentellen Schädel-Hirn-Trauma im Säuglings- und Kleinkindesalter

Meeting Abstract

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  • Alexander Decker - Saarbrücken
  • M.S. Ladewig - Saarbrücken

Retinologische Gesellschaft. 32. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Ludwigshafen, 28.-29.06.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19rg16

doi: 10.3205/19rg16, urn:nbn:de:0183-19rg160

Published: August 5, 2019

© 2019 Decker et al.
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Hintergrund: Die retinologische Mitbeurteilung und eine standardisierte Dokumentation der Befunde spielt eine wichtige Rolle, wenn der Verdacht auf Kindesmisshandlung im Säuglings- und Kleinkindesalter besteht.

Methoden: Selektive Literaturrecherche hinsichtlich charakteristischer retinologischen Befunde beim Schütteltrauma als häufige syndromale Sonderform des nicht akzidentellen Schädel-Hirn-Traumatas sowie von Unterscheidungsmerkmalen zu möglichen Differentialdiagnosen und Darlegung der pathophysiologischen Grundlagen und Erstellung eines standardisierten Dokumentationbogens.

Ergebnisse: Diagnostisch gesichert wird die Diagnose eines Schütteltraumas durch die typische Symtomkonstellation aus diffuser Hirnschädigung, Subduralblutung und retinaler Blutungen im Kontext einer oft komplett fehlenden oder inadäquaten und inkonsistenden Unfallanamnese. Die häufig zahlreichen bilateralen und typischerweise in verschiedenen Schichten bis zur Ora serrata lokalisierten retinalen Blutungen sind nicht spezifisch für ein Schütteltrauma. Bei den möglichen Differenzialdiagnosen finden sich jedoch nur selten massive intra-, sub- und präretinale Blutungen. Gleichzeitig schließt das Fehlen retinaler Blutungen die Diagnose eines Schütteltraumas nicht aus und selbst multiple Blutungen, die oberflächlich in der Retina liegen, können innerhalb von 24 Stunden resorbiert werden. Eine makuläre Retinochisis oder perimakuläre Netzhautfalten hingegen sind als pathognomische Befunde zu werten. Geburtsbedingte retinale Blutungen sind die häufigste Differentialdiagnose innerhalb der Neugeborenenperiode.

Schlussfolgerung: Retinologische Befunde können im interdisziplinären Dialog aus Kinderärzten und Rechtsmedizinern einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung der Diagnose eines nicht akzidentellen Schädel-Hirn-Traumatas darstellen. Dabei sollte einer genauen und zeitnahen standardisierten Dokumentation eine hohe Aufmerksamkeit geschenkt werden. Da retinale Blutungen unspezifische Befunde darstellen, ist es nicht ausreichend die reine An- oder Abwesenheit zu beschreiben, sondern immer die Art, Anzahl, Ausprägung und die Verteilung genau zu dokumentieren.