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31st Annual Meeting of the German Retina Society

German Retina Society

22.06. - 23.06.2018, Bonn

Schwerste Augenverletzungen durch Feuerwerks- und Knallkörper: Ergebnisse der nationalen Umfrage zu Silvester-Verletzungen am Auge aus den Jahren 2016/2017 und 2017/2018

Meeting Abstract

  • Ameli Gabel-Pfisterer - Augenklinik, Klinikum Ernst-von-Bergmann Potsdam
  • D. Böhringer - Universitäts-Augenklinik Freiburg
  • H. Agostini - Universitäts-Augenklinik Freiburg

Retinologische Gesellschaft. 31. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Bonn, 22.-23.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18rg66

doi: 10.3205/18rg66, urn:nbn:de:0183-18rg669

Published: August 7, 2018

© 2018 Gabel-Pfisterer et al.
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Text

Hintergrund: Privat gezündete Feuerwerks- und Knallkörper verursachen in Deutschland jedes Jahr an Silvester Augenverletzungen. Um die Forderung des International Council of Ophthalmology (ICO) nach einem Verbot von privatem Feuerwerk mit überregionalen Daten zu Unfallhergang, Art und Schwere der Verletzungen zu unterstützen, wurde mit der DOG zum zweiten Mal in Folge eine nationale Erfassung dieser Parameter in Deutschland initiiert. Ziel dieser Darstellung ist die Auswertung schwerer, potentiell netzhautgefährdender Verletzungen wie Bulbuskontusionen und -rupturen.

Methode: Allen bettenführenden Augenkliniken Deutschlands wurde ein webbasiertes, standardisiertes online-Formular zur Verfügung gestellt. Erfragt wurden das Patientenalter, Art und Schwere der Verletzung, das therapeutische Vorgehen, sowie das Auftreten von Begleitverletzungen. Alle Angaben waren optional. Als schwer wurden alle Augenverletzungen bezeichnet, die zu einer stationären Behandlung geführt haben.

Ergebnisse: Im Vergleich zum Vorjahr übermittelten acht zusätzliche Kliniken (49) Daten zu 518 Patienten. Davon waren 39% minderjährig und 26% jünger als 13 Jahre. Wie im Vorjahr musste ein Viertel der Patienten (25,9%) wegen schwerer Bulbuskontusionen oder -rupturen oder Oberflächenverletzungen stationär aufgenommen werden. 58,8% der stationär behandelten Patienten hatten eine schwere Bulbusprellung z.B. mit Glaskörperblutung, oder Irisbasisausriss erlitten, oft auch in Kombination mit Oberflächenverletzung. Zum Jahreswechsel 2016/17 dokumentierten wir 15 (4,3 % aller Patienten ) im Folgejahr 20 Bulbusrupturen (3,8 %). Bei rund 40 % der schwerverletzten Patienten wird mit einer dauerhaften Visuseinschränkung gerechnet. Bei Kindern und Jugendlichen waren die Begleitverletzungen des Partnerauges (19,8% vs. 12,9%), des Gesichts (30,2% vs. 25,9%) und der Hände (16,8% vs. 7,9%) häufiger als bei Erwachsenen. Von den Minderjährigen gaben 60,2% an, den auslösenden Feuerwerks- oder Knallkörper nicht selbst gezündet zu haben oder in einer unklaren Situation getroffen worden zu sein, bei den Erwachsenen 69,8 %.

Schlussfolgerung: Besonders häufig sind Kinder und Jugendlichen betroffen. Die Verletzungen sind in einem Viertel der Fälle als schwer einzuordnen und lassen in rund 40 % eine Visusminderung erwarten. Das Risiko für Begleitverletzungen war bei Kindern und Jugendlichen höher als bei Erwachsenen. Bis zu zwei Drittel aller Verletzten waren wie im Vorjahr unbeteiligte Passanten und Zuschauer. Die Umfrage soll in den nächsten Jahren fortgesetzt werden, um Daten für eine kritische öffentliche Diskussion privat genutzter Feuerwerks-und Knallkörper zur Verfügung zu stellen.