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31st Annual Meeting of the German Retina Society

German Retina Society

22.06. - 23.06.2018, Bonn

Epstein-Barr assoziierte akute retinale Nekrose – ein seltenes Krankheitsbild

Meeting Abstract

  • Eva Biewald - Universitäts-Augenklinik Essen
  • M.-G. Ingels - Universitäts-Augenklinik Essen
  • U. Dittmer - Institut für Virologie, Universitätsklinikum Essen
  • N. Bechrakis - Universitäts-Augenklinik Essen
  • K. Metz - Institut für Pathologie und Neuropathologie, Universitätsklinikum Essen
  • N. Bornfeld - Universitäts-Augenklinik Essen

Retinologische Gesellschaft. 31. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Bonn, 22.-23.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18rg53

doi: 10.3205/18rg53, urn:nbn:de:0183-18rg531

Published: August 7, 2018

© 2018 Biewald et al.
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Text

Hintergrund: Das Epstein-Barr Virus (EBV) gehört zur Gruppe der Herpesviren. Im Gegensatz zu andere Viren ist eine Retinitis bei einer EBV-Infektion als seltenes Ereignis anzusehen. Wir berichten von 5 Patienten, bei denen wir eine akute retinale Nekrose (ARN) bei EBV- Infektion nachweisen konnten.

Methoden: Es handelt sich um eine retrospektive Analyse über einen Zeitraum von 2010 bis 2017.

Ergebnisse: Bei den 5 Patienten handelte es sich um eine sehr heterogene Patientengruppe. Es waren 2 Männer, 2 Frauen und ein Kleinkind betroffen. Das Alter bei Diagnosestellung lag zwischen einem und 75 Jahren. Gemeinsam war allen Patienten eine schleichende Visusminderung zunächst unilateral, in 2 Fällen im Verlauf dann bilateral. Bei einer Patientin lag ein metastasiertes Uteruscarcinom vor, bei einem weiteren Patienten konnte die Erstdiagnose einer HIV-Infektion gestellt werden, die übrigen 3 waren immunkompetent. Das Kleinkind wurde bei fehlendem Funduseinblick und unklaren weißlichen intraokularen Massen zum Ausschluss eines Retinoblastoms in unserer Klinik vorgestellt. Nach erweiterter Diagnostik mit Orbita-MRT und Amaurose wurde das Auge enukleiert. Überraschenderweise zeigte sich das Vollbild einer EBV-Retinitis. Bei allen erwachsenen Patienten führten wir bei nicht schlüssiger serologischer Diagnostik im Verlauf eine diagnostische Vitrektomie durch und konnten so die Diagnose der EBV-Retinitis sichern. Die Therapie einer EBV-assoziierten ARN ist leider unbefriedigend, ein konklusives Therapieschema findet sich in der Literatur nicht. In Einzelfällen wird ein Therapieerfolg mit Ganciclovir beschrieben, wobei dies aufgrund der starken Nebenwirkungen bei fraglich dauerhaftem Erfolg sehr zurückhaltend eingesetzt wird. Die funktionelle Prognose ist bei fehlendem suffizienten Therapiekonzept als infaust anzusehen.

Schlussfolgerung: Die EBV-assoziierte ARN ist ein seltenes Krankheitsbild, welches Patienten jeglichen Alters betreffen kann. Die EBV-assoziierte ARN sollte bei Retinitiden und unklaren Glaskörpertrübungen in die differentialdiagnostischen Überlegungen mit einbezogen werden. Da bislang kein suffizientes einheitliches Therapiekonzept besteht, gilt es insbesondere immunschwächende Grunderkrankungen zu finden und zu therapieren, um einen Progress oder eine Bilateralität der Erkrankung zu verhindern.