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31st Annual Meeting of the German Retina Society

German Retina Society

22.06. - 23.06.2018, Bonn

Brachytherapie großer Melanome der Uvea

Meeting Abstract

  • Sami Dalbah - Universitäts-Augenklinik Essen
  • D. Flühs - Medizinphysik, Universitätsklinikum Essen
  • M. Stuschke - Klinik für Strahlentherapie, Universitätsklinikum Essen
  • N. Bornfeld - Universitäts-Augenklinik Essen
  • N.E. Bechrakis - Universitäts-Augenklinik Essen

Retinologische Gesellschaft. 31. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Bonn, 22.-23.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18rg24

doi: 10.3205/18rg24, urn:nbn:de:0183-18rg245

Published: August 7, 2018

© 2018 Dalbah et al.
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Hintergrund: Die Brachytherapie ist die häufigste Behandlungsform beim uvealen Melanom. Die hierzu am häufigsten verwendeten Radioisotope sind Ruthenium-106 und Iod-125. Eine Tumorprominenz von 5-6 mm gilt als maximale Obergrenze, bei der reine Ruthenium-106-Applikatoren verwendet werden. Aufgrund seiner strahlenphysikalischen Eigenschaften besitzt Iod-125 höhere Eindringtiefen, die allerdings auch zu einer erhöhten strahlenbedingten Komplikationsrate führen. Ziel vorliegender Studie war es, die Effizienz und Komplikationsrate von Ruthenium-106-Applikatoren bei der Brachytherapie großer uvealer Melanome (Tumorprominenz 6-7mm) mit denen von Ruthenium-106-Iod-125-Kombi-Applikatoren zu vergleichen.

Material und Methoden: In einer retrospektiven Datenanalyse wurden insgesamt 460 Aderhautmelanom- Patienten mit einer mittleren Tumorprominenz von 6,5 mm (Range: 6-7mm) untersucht, die konsekutiv in unserer Klinik behandelt wurden. 388 dieser Patienten wurden mit Ruthenium-106-Applikatoren behandelt, 31 der Patienten wurden mit einer Kombination aus transpupillarer Thermotherapie (TTT) und Ruthenium-106-Applikatoren behandelt und 31 Patienten wurden mit Ruthenium-106-Iod-125-Kombi-Applikatoren behandelt. Das Durchschnittsalter der behandelten Patienten betrug 59,5 Jahre. Die Nachbeobachtungszeit lag bei 39,4 Monaten. Mit Kaplan-Meyer-Analysen wurden Tumorkontrolle, sekundäre Enukleationsrate sowie Visuserhalt verglichen. Die durchschnittlich erreichte Strahlendosis an der Sklera lag bei Ruthenium- Applikatoren bei 1173 Gray, an Tumorspitze (Apex) bei 115 Gray. Die an der Sklera höchste erreichte Strahlendosis lag in der Ruthenium-106-Gruppe bei 1415 Gray. Bei Kombi-Applikatoren betrug die durchschnittliche Strahlendosis 902 Gray an der Sklera und 83 Gray am Apex.

Ergebnisse: Nach 50 Monaten hatten Patienten in der Ruthenium-106-Gruppe eine mit 24,9% signifikant geringere Wahrscheinlichkeit funktionell zu erblinden (Visus=Fingerzählen oder weniger) als Patienten in der Kombi-Applikator-Gruppe (47,7%, p=0,015). Bei Patienten, die mit Ruthenium-106 und TTT behandelt wurden war der Visuserhalt vergleichbar mit dem in der Kombi-Applikator-Gruppe. Die Wahrscheinlichkeit das Auge erhalten zu können lag nach 50 Monaten bei den mit Ruthenium-106 behandelten Patienten leicht niedriger (84,2% in der Kombi-Applikator-Gruppe und 92.2% in der Ruthenium- 106 Gruppe, p=0,015). In beiden Gruppen wurde kein Fall einer strahlenbedingten Skleranekrose beobachtet.

Diskussion: Die Brachytherapie großer uvealer Melanome mit Ruthenium-106-Applikatoren ist eine effektive Behandlungsform bei Tumorprominenzen bis zu 7mm. Die maximal erreichte Sklerakontaktdosis liegt hier bei 1400 Gray.