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30th Annual Meeting of the German Retina Society

German Retina Society

23.06. - 24.06.2017, Stuttgart

Brachytherapie vasoproliferativer Tumoren der Retina

Meeting Abstract

  • Sabrina Schlüter - Universitäts-Augenklinik Essen
  • E. Biewald - Universitäts-Augenklinik Essen
  • D. Geismar - Klinik für Partikeltherapie, Westdeutsches Protonenzentrum, Universitätsklinikum Essen
  • C. Plass - Klinik für Partikeltherapie, Westdeutsches Protonenzentrum, Universitätsklinikum Essen
  • K. Metz - Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Essen
  • N. Bornfeld - Universitäts-Augenklinik Essen

Retinologische Gesellschaft. 30. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Stuttgart, 23.-24.06.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17rg32

doi: 10.3205/17rg32, urn:nbn:de:0183-17rg329

Published: June 22, 2017

© 2017 Schlüter et al.
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Text

Hintergrund: Bis vor einigen Jahren galt die perkutane Radiatio mit Photonen bei Kindern mit Retinoblastom und Glaskörperzellaussaat als Therapie der Wahl. Auch bei Therapieversagern nach Chemo- und Lokaltherapie kam als ultima ratio diese Art der Bestrahlung in Betracht. Durch Langzeitstudien konnte allerdings ein deutlich erhöhtes Zweittumorrisiko im Bestrahlungsfeld nachgewiesen werden. Da auch in Zukunft auf eine Bestrahlung bei Therapieversagern nicht verzichtet werden kann, sind exaktere Strahlungsfelder mit reduziertem Risiko für Zweittumoren wünschenswert. Dieses ist heute mit der Partikeltherapie möglich.

Methode: Insgesamt konnten an der Uniklinik Essen in einem Zeitraum von 2016 und 2017 zehn Kinder mit Protonen bestrahlt werden. Hierzu wurde mit einer fraktionierten Bestrahlung von 2,0 Gy täglich eine Gesamtdosis im Mittel von 49,9 Gy appliziert. Die Bestrahlungsfelder wurden individuell angefertigt und konnten gezielt nicht vom Tumor betroffene Areale aussparen. Zur Behandlung erfolgten täglich tiefe Narkosen, um Augenbewegungen zu vermeiden.

Ergebnisse: Insgesamt wurden vier Orbitae bei extraokularem Wachstum bestrahlt. Bei sechs weiteren Kindern wurde aufgrund von Rezidiven das einzig verbleibende Auge bestrahlt, bei einem Kind sogar beide Augen (n=8). In allen Fällen handelte es sich um schlechte Ausgangssituationen, die den Versuch der Protonenbestrahlung als Alternative zur Enukleation rechtfertigten. In allen Fällen konnte unter der Bestrahlung ein Ansprechen aller Tumoren bis zur Inaktivität erzielt werden. Das follow up betrug im Mittel 7,8 Monate. Lediglich bei einem Kind mit einem einem 13q-Syndrom wurden sechs Monate nach Abschluss der Therapie Rezidive gesehen. Bei einem weiteren Kind erfolgte aufgrund fehlender Tumorkontrolle und Erblindung im Verlauf eine Enukleation. Histopathologisch gab es keinen Anhalt für aktive Tumorzellen.

Schlussfolgerungen: Bei der Protonenbestrahlung aufgrund von Retinoblastomrezidiven bei Therapieversagern stehen wir noch am Anfang. Bislang konnten aber überwiegend positive Ergebnisse erzielt werden, die für die Zukunft richtungsweisend sind. Um langfristig Aussagen bezüglich Zweittumorrisiken oder radiogener Komplikationen machen zu können, bedarf es langfristiger Verlaufskontrollen und eines größeren Patientenkollektives. Insgesamt ist aber die Protonenbestrahlung aufgrund ihres exakt kalkulierbaren und deutlich geringeren Strahlenfeldes für die Zukunft eine sinnvolle und notwendige Erweiterung der therapeutischen Möglichkeiten bei der komplizierten Behandlung von Kindern mit Retinoblastom.