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29th Annual Meeting of the German Retina Society

German Retina Society

17. - 18.06.2016, Berlin

Intravitreales Melphalan – Eine etwas andere Herausforderung

Meeting Abstract

  • Sabrina Schlüter - Universitäts-Augenklinik Essen
  • E. Biewald - Universitäts-Augenklinik Essen
  • C. Metz - Universitäts-Augenklinik Essen
  • K. Metz - Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Essen
  • N. Bornfeld - Universitäts-Augenklinik Essen

Retinologische Gesellschaft. 29. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Berlin, 17.-18.06.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16rg35

doi: 10.3205/16rg35, urn:nbn:de:0183-16rg357

Published: June 16, 2016

© 2016 Schlüter et al.
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Hintergrund: Die intravitreale Medikamentengabe stellt bei Kindern mit Retinoblastom therapeutisch die einzige Möglichkeit dar, tumorbedingte Glaskörperzellaussaat lokal zu behandeln. Hierbei spielt die operative Technik eine maßgebliche Rolle, um eine iatrogene Zellstreuung in die Orbita mit konsekutiver Bestrahlung zu vermeiden. Die intravitreale Therapie ist daher zur Tumorkontrolle und Bulbuserhalt bei oftmals stark fortgeschrittenen Retinoblastomstadien ein eintscheidener Faktor.

Methode: Ausgewertet wurden alle an Retinoblastom erkrankten Kinder, welche an der Universitätsaugenklinik Essen behandelt wurden und mindestens eine intravitreale Gabe von Melphalan in einer Dosierung von 25 µg / 0,1 ml erhalten hatten. Analysiert wurde die Anzahl der Medikamentengaben pro Auge in Abhängigkeit des klinischen Erstbefundes und des Therapieansprechens im Verlauf. Zusätzlich wurde die Rezidivhäufigkeit und die toxische Wirkung des Medikamentes auf die Netzhaut bewertet.

Ergebnisse: Insgesamt konnten 26 Augen von 26 Kindern mit aktiver Glaskörperzellaussaat bei Retinoblastom ausgewertet werden. Das Durchschnittsalter betrug 26 ± 17 Monate, das follow up 12 ± 14 Monate. 73 % aller Kinder erhielten drei, 31 % sechs, ein Kind neun Injektionen. Trotz eines Rezidives der Glaskörperzellaussaat in zwei Fällen, konnte bei allen Patienten eine vollständige Inaktivierung erzielt werden. Darüber hinaus wurde bei drei Kindern ein Ansprechen auf kleine intraretinale Tumoren gesehen. Bei drei Kindern kam es zu einem vorzeitigem Abbruch bzw. einer Umstellung der Therapie aufgrund eines Progresses solider Tumoren. Funduskopisch entstanden an der Einstichstelle ausgedehnte Pigmentveränderungen ("salt and pepper"), welche auf die Toxizität des Medikamentes, insbesondere an der Glaskörperbasis schließen lassen.

Schlussfolgerungen: Die intravitreale Therapie ist neben systemischer oder lokaler Chemotherapie, Laser-, Kryo- und Brachytherapie immer als ergänzende, bei aktiver Glaskörperzellaussaat aber als zwingend notwendige Therapieoption zu sehen, um eine Tumorkontrolle zu erreichen. Unter Einhaltung einer speziellen Injektionstechnik, handelt es sich hierbei um eine schnelle und effektive Behandlungsmöglichkeit bei fortgeschrittenen Stadien des Retinoblastoms.