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Frühe diabetische Neurodegeneration – Finden sich im SD-OCT nachweisbare retinale Schichtdickenunterschiede?
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Published: | June 16, 2016 |
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Hintergrund: Die diabetische Retinopathie wurde lange Zeit als mikrovaskuläre Erkrankung angesehen. In den letzten Jahren rückten jedoch zunehmend zusätzliche neurodegenerative Aspekte der Pathogenese in den Fokus. Analog zur Entstehung der diabetischen Polyneuropathie können retinologische neurodegenerative Veränderungen bereits in prädiabetischen Stadien beginnen und schon vor den funduskopisch sichtbaren vaskulären Veränderungen vorhanden sein. Um Informationen über den zeitlichen Ablauf und die Lokalisation der retinale Neurodegeneration zu sammeln, wurde eine Querschnittsanalyse der zentralen Netzhautschichtdicken von Diabetes mellitus (DM)-Patienten in einem sehr frühem Krankheitsstadium durchgeführt.
Methoden: 252 Augen von 126 Typ 1-Diabetikern (Durchschnittsalter 37 ± 11 Jahre, Durchschnitts-BMI 26 ± 5 kg/m²) und 380 Augen von 190 Typ 2-Diabetikern (55 ± 10 Jahre, BMI 32 ± 6 kg/m) mit einer bekannten Krankheitsdauer von weniger als 1 Jahr wurden im Rahmen einer Querschnittsanalyse untersucht und mit einer 76 Augen von 38 gesunden Probanden (41 ± 15 Jahre, BMI 27 ± 6 kg/m²) umfassenden Kontrollgruppe mit unauffälligem oralen Glucose-Toleranz-Test verglichen. Die Patienten waren Teilnehmer der prospektiven German Diabetes Study (GDS). EDTRS-Visus, Mars Kontrastsehschärfe, Spaltlampenuntersuchung des vorderen Augenabschnitts, binokulare Funduskopie und posterior pole volume SD-OCT-Scans (Spectralis®, Heidelberg Engineering™) wurden durchgeführt und die perizentralen Netzhautschichtdicken nasal der Fovea mittels automatischer Segmentierungssoftware bestimmt. Die statistische Analyse erfolgte mittels PROC MIXED (SAS-version 9.4).
Ergebnisse: Sowohl hinsichtlich des Visus und der Kontrastsehschärfe als auch der einzelnen Netzhautschichtdicken im Bereich des papillomakulären Bündels fanden sich nach Berücksichtigung von Geschlecht, Alter und BMI keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen DM-Patienten und der Kontrollgruppe.
Schlussfolgerungen: Sowohl bei Typ 1- als auch Typ 2- DM-Patienten in sehr frühen Krankheitsstadien spiegelt sich eine möglicherweise vorhandene frühe Neurodegenration nicht in mittels SD-OCT nachweisbaren retinalen Schichtdickenveränderungen im Bereich des papillomakulären Bündels wider. Eine Weiterbeobachtung des Kollektivs im zeitlichen Verlauf wird weitere Aufschlüsse geben.