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Infektiologie Update 2018: 26. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

04. - 06.10.2018, Wien, Österreich

Ist eine Eliminierung des Zoster durch Impfung möglich?

Meeting Abstract

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  • Peter Wutzler - Erfurt

Infektiologie Update 2018. 26. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG). Wien, 04.-06.10.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18peg02

doi: 10.3205/18peg02, urn:nbn:de:0183-18peg024

Published: October 8, 2018

© 2018 Wutzler.
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Fast jeder Erwachsene hat Varizellen durchgemacht und ist somit Träger des Varicella-Zoster-Virus (VZV), das nach der Primärinfektion latent in den sensiblen Spinal- bzw. Hirnnervenganglien verbleibt. Eine Reaktivierung dieser Viren kann sich klinisch als Zoster manifestieren, wobei Häufigkeit und Schwere der Erkrankung mit dem Lebensalter stark zunehmen. In Deutschland erkranken jährlich etwa 400.000 Menschen an Zoster. Komplikationen, insbesondere die Post-Zoster-Neuralgie (PZN), können die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinflussen und hohe Behandlungskosten verursachen.

Zur Zosterprävention bei Menschen ab 50 Jahre sind in Deutschland zwei Impfstoffe verfügbar: der attenuierte Lebendimpfstoff Zostavax® (seit 2013) und der rekombinante adjuvantierte Totimpfstoff Shingrix® (seit Mai 2018). Wegen der nur mäßigen Wirksamkeit in den höheren Altersgruppen (41% bei den 70- bis 79-Jährigen, <20% bei den ≥80-Jährigen) und einer Schutzdauer von wenigen Jahren hat die STIKO den Lebendimpfstoff zur Standardimpfung nicht empfohlen.

Die Zulassungsstudien für Shingrix® zeigen eine Wirksamkeit von mehr als 90% auch bei den über 70-Jährigen. Selbst nach 4 Jahren waren noch 87,9% der Geimpften (50 bis >80 Jahre) geschützt. Eine Impfempfehlung der STIKO gibt es bislang nicht.

Lässt sich mit dem rekombinanten Impfstoff das Zoster- und PZN-Risiko älterer Menschen nachhaltig reduzieren, so wird ein gegenteiliger Effekt von der allgemeinen Varizellenimpfung befürchtet. Seit deren Einführung im Jahre 2004 ist die Inzidenz der Windpocken in Deutschland um 71 bis 88% zurückgegangen. Es wird diskutiert, dass die damit verbundene Abnahme der Zirkulation von VZ-Wildviren durch Wegfall des Boostereffektes nach Kontakt zu Varizellen (exogene Reinfektion) die Zosterrate ansteigen lassen könnte. Bisherige Daten liefern aber keinen Beweis. Anderseits könnte die allgemeine Varizellenimpfung zu einer Senkung der Zosterinzidenz führen, da Impfviren 4–12 Mal seltener einen Zoster auslösen.

Da die Latenz des Wild- bzw. Impfvirus erforderlich ist, um die Immunität gegen die VZV-Infektion aufrecht zu erhalten, ist eine Eliminierung des Herpes zoster trotz effektiver Impfstoffe nicht möglich.