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Infektiologie Update 2016: 25. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

06.-08.10.2016, Rostock

Antibiotikatherapie im Kindesalter

Meeting Abstract

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  • author Johannes Hübner - Dr. von Hauner'sches Kinderspital, Abteilung Pädiatrische Infektiologie, Klinikum der Universität München, München

Infektiologie Update 2016. 25. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG). Rostock, 06.-08.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16peg16

doi: 10.3205/16peg16, urn:nbn:de:0183-16peg160

Published: September 30, 2016

© 2016 Hübner.
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Infektionen gehören zu den häufigsten Krankheitsbildern, die in der stationären, aber vor allem auch in der ambulanten Pädiatrie gesehen werden. So erhält jedes zweite Kind im Durchschnitt ein Antibiotikum pro Jahr, wobei große Unterschiede hinsichtlich des Alters und des Wohnorts existieren. Damit tragen Antibiotikaverordnungen im Kindesalter signifikant zum Selektionsdruck und damit auch zur Zunahme von multiresistenten Erregern bei.

Die Antibiotikatherapie im Kindesalter weist eine ganze Reihe von Unterschieden gegenüber der Erwachsenenmedizin auf: so gibt es andere Infektionen, bei manchen spezifischen Infektionen auch andere Erregerspektren, sowie andere Grunderkankungen und Risikofaktoren. Die Dosierung erfolgt im Kindesalter gewichtsadaptiert, weshalb Dosis-Empfehlungen häufig ungenauer sind. Virusinfektionen sind insgesamt bei Kindern häufiger als bei Erwachsenen, wobei die rasche und sichere Unterscheidung einer viralen von einer bakteriellen Genese viel zum Einsparen von Antibiotikagaben beiträgt.

Bisher existieren nur wenige Daten zum Antibiotikaverbrauch in Kinderkliniken. Dadurch ist die Etablierung von Interventionsprogrammen zur gezielten, rationalen Antibiotikatherapie (Antibiotic Stewardship) schwierig. In einem Pilotprojekt wurde an der Dr. von Hauner'schen Kinderklinik 2011 ein Antibiotic Stewardship (ABS) Programm etabliert und dadurch der Verbrauch von Antibiotika und Antimykotika um ca. 50% reduziert. In einer Folgestudie 2015 wurde ein Maßnahmenbündel bestehend aus intensivierten und formalisierten infektiologischen Konsilen, lokalen Therapieleitlinien im Kitteltaschenformat, sowie Maßnahmen zur Dosierungsempfehlung im Sinne eines therapeutischen Drugmonitoring (TDM) eingeführt. Hierdurch konnte der Verbrauch von Cephalosporinen um 35% und der von Fluorquinolonen um 50% gesenkt werden Die Dosis-Genauigkeit der Therapien erhöhte sich von 78% auf 96% und der Anteil leitliniengerechter Therapien der ambulant erworbenen Pneumonien von 40% auf 94%. Diese Ergebnisse zeigen, dass ABS Programme auch in Kinderkliniken von großer Bedeutung sind und damit eine Verbesserung der Therapie bei gleichzeitiger signifikanter Einsparung möglich ist. Wichtig ist die Etablierung pädiatrie-spezifischer Leitlinien sowohl im ambulanten, als auch im stationären Setting sowie die Schulung von ABS-beauftragten Ärzten in der Pädiatrie.