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Infektiologie Update 2016: 25. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

06.-08.10.2016, Rostock

Therapie von Harnwegsinfektionen

Meeting Abstract

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Infektiologie Update 2016. 25. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG). Rostock, 06.-08.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16peg15

doi: 10.3205/16peg15, urn:nbn:de:0183-16peg152

Published: September 30, 2016

© 2016 Fünfstück.
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Harnweginfektionen gehören mit zu den häufigsten bakteriellen Infektionen. Zur Behandlung, besonders der unkomplizierten Erkrankungen, gibt es rationale Therapieempfehlungen. Eine komplizierte Harnweginfektion ist dagegen schwieriger beeinflussbar, da funktionelle und anatomische Anomalien sowie eine progrediente Niereninsuffizienz, ein Diabetes mellitus oder Abwehrstörungen durch eine manifeste Immunsuppression den Krankheitsverlauf mit prägen können. Infektionen treten akut, rezidivierend oder chronisch auf und sind auf den unteren Harntrakt begrenzt (Zystitis) oder betreffen die Nieren (Pyelonephritis). Eine lebensbedrohliche Urosepsis entwickelt sich meist als Folge einer komplizierten Harnwegsinfektion.

Bei einer akuten unkomplizierten Zystitis liegt die Spontanheilungsrate bei 30–50%; unter einer antimikrobiellen Therapie klingen die Beschwerden nicht nur rascher ab, sondern es wird auch eine weitest gehende Erregerelimination sicher gestellt. Aufgrund einer guten antimikrobiellen Sensitivität werden zur Behandlung Fosfomycin, Nitroxolin, Nitrofurantoin und Pivmecillinam empfohlen. Unter Berücksichtigung der Resistenzsituation ist die Verordnung von Cotrimoxazol/Trimethoprim kritisch zu bewerten. Durch eine Kurzzeitbehandlung, meist über 1–5 Tage, ist bei einer Zystitis eine Infektsanierung möglich.

Bei einer Pyelonephritis soll die Behandlung so früh wie möglich einsetzen. Eine akute Infektion kann zu einer tubulointerstitiellen Schädigung mit einer Störung der Nierenfunktion führen. Vor Beginn jeder Therapie muss eine Urinkultur angelegt werden. Als Mittel der Wahl kommen Fluochinolone, Cephalosporine und Aminopenicilline in Betracht. Patienten mit einer fortgeschrittenen Niereninsuffizienz und einer instabilen Stoffwechselsituation bei Diabetes mellitus sollten stationär versorgt werden.

Bei Urosepsis belaufen sich dringliche Maßnahmen auf die Fokuskontrolle, eine unverzügliche Einleitung der Antibiotikatherapie sowie auf die Stabilisierung der Atem- und Kreislauffunktionen. Vor Beginn einer empirischen Antibiotikaverordnung (lokale Resistenzsituation beachten) sind Urin- und Blutkulturen anzulegen.

Eine antibiotische Therapie bei asymptomatischen Bakteriurie muss nur bei Gravidität, instabiler Stoffwechsellage, progredienter Niereninsuffizienz, bei traumatisierenden Eingriffen am Urogenitaltrakt und bei Organtransplantation mit Antibiotika behandelt werden. Strategien zur Prävention rezidivierender Infektionen sollten darauf orientieren, die Virulenz der Mikroorganismen und deren Adhäsion am Uroepithel zu hemmen sowie wirtspezifische lokale Abwehrmechanismen zu stabilisieren.