gms | German Medical Science

Das simultane Auftreten primärer Lungenkarzinome bei Patienten mit pulmonal metastasierten Nierenzellkarzinomen ist äußerst selten und kann leicht übersehen werden. Die zielgerichtete Therapie des Nierentumors kann dabei einen Progress des unbehandelten Lungenkarzinoms bedingen. In der Weltliteratur wird in nur 2% der Fälle eine derartige Befundkonstellation beschrieben.

Über 90% der Nierentumoren sind Nierenzellkarzinome. Bei ca. 30% aller Patienten liegt bereits zum Zeitpunkt der Diagnosestellung eine lymphogene oder Fernmetastasierung vor. Typische Metastasenlokalisationen sind dabei Lunge, Skelett und Lymphknoten, seltener Gehirn und Leber.

Wir berichten über einen 61-jährigen Patienten, der sich 06/2021 bei uns in zur weiteren Abklärung eines CT-morphologisch gesicherten Nierentumors vorgestellte. Im Rahmen des Stagings wurden mindestens 15 bilaterale pulmonale Metastasen bis zu einer Größe von 1,8 cm festgestellt. Eine Nierenbiopsie wies ein klarzelliges Nierenzellkarzinom nach. Wir initiierten nach Tumorboardbeschluss eine Therapie mit Pembrolizumab und Axitinib. In den Verlaufskontrollen zeigten sich die pulmonalen Befunde gut rückläufig bis auf einen ca. 1,6 cm großen Rundherd. Wir veranlassten angesichts dieser Konstellation eine thoraxchirurgische Resektion. Histologisch zeigte sich dabei ein bis dato nicht diagnostiziertes Adenokarzinom der Lunge. Aufgrund des histologischen Stadiums war jedoch keine weitere Behandlung notwendig. Im weiteren Verlauf erfolgte 11/2022 bei regredienten pulmonalen Herden aber größenprogredientem Nierentumor eine Nierentumorexzision.

Die Therapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms entwickelt sich schnell und basiert aktuell auf medikamentösen Kombinationstherapien. Nichts desto trotz sind regelmäßige Verlaufskontrollen unerlässlich, sollten ungewöhnliche Befunde immer abgeklärt und im Zweifelfalls ein Zweitkarzinom ausgeschlossen werden.