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49. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung

04.05. - 06.05.2023, Linz, Österreich

Seltene Komplikationen der BCG-Therapie anhand von Fallbeispielen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Lisa Kollitsch - Klinik Donaustadt, Wien, Österreich
  • Marlene Prager - Klinik Donaustadt, Wien, Österreich
  • Marton Széll - Tropenmedizin Wien, Wien, Österreich
  • Martin Marszalek

Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Bayerische Urologenvereinigung. 49. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung. Linz, Österreich, 04.-06.05.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23oegu22

doi: 10.3205/23oegu22, urn:nbn:de:0183-23oegu226

Published: May 2, 2023

© 2023 Kollitsch et al.
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Text

Einleitung: Bei nicht muskelinvasiven intermediate- und high-risk Harnblasenkarzinomen (NMIBC) ist die intravesikale Instillation mit Bacillus-Calmette-Guérin (BCG) die favorisierte Therapiestrategie, um das Rezidiv- bzw. Tumorprogressionsrisiko nach erfolgter transurethraler Blasenresektion (TUR-B) zu reduzieren. Schwerwiegende Nebenwirkungen werden in weniger als unter 5% der Fälle beschrieben.

Fallberichte:

1.
Eine BCG-Therapie wurde bei einem 68-jährigen Patienten aufgrund eines in der TUR-B reseziertem n. vesicae pTa high grade sowie Carcinoma in situ (CIS) eingeleitet. Nach appliziertem BCG-Induktionszyklus und dreimaliger Erhaltungstherapie stellte sich der Patient mit Dysurie, Pollakisurie und Fieber vor. Eine ambulante antibiotische Therapie zeigte keine Besserung. Zuzüglich traten im Verlauf erhöhte Restharnmengen sowie eine Abschwächung des Harnstrahls auf. In der digital rektalen Untersuchung der Prostata wurde durch die starke Druckdolenz, sowie der teigigen Konsistenz der Prostata der Verdacht auf einen Prostataabszess gestellt. Dies wurde durch ein MRT der Prostata bestätigt. Der Abzess wurde in weiterer Folge durch eine transurethrale Resektion der Prostata drainiert.
2.
Nach 4 Zyklen der BCG-Induktion trat bei einem 1967 geboren Patienten, mit einem zuvor histologisch gesichertem CIS der Harnblase, eine systemische Infektion mit Mykobakterium Bovis auf. Der Patient wurde vorstellig mit deutlicher Verschlechterung des Allgemeinzustands, rezidivierenden Fieberschüben, Nachtschweiß sowie allgemeiner Schwäche bestehend seit 14 Tagen. Anlässlich stark erhöhter Leberenzyme wurde eine Biopsie der Leber durchgeführt, und eine granulomatöse Entzündung detektiert. Ergänzend wurde durch ein PET-CT eine ausgedehnte Mikronoduläre Verschattungen beidseits pulmonal, ähnlich einer Miliartuberkulose diagnostiziert.
3.
Bei unserem 76-jährigen Patient wurde aufgrund eines n. vesicae pTa high-grad die Indikation zur BCG-Therapie gestellt. Nach erfolgter BCG-Induktion stellte sich der Patient mit Hodenschmerzen vor. Es wurde eine Epididymitis links diagnostiziert, welche vorerst konservativ behandelt wurde. Nach frustranem antibiotischem Therapie-Ansatz, rezidivierenden starken Schmerzen sowie störender großer Begleithydrozele wurde eine Ablatio testis sin. durchgeführt. Die pathologische Untersuchung des Gewebes ergab eine abszedierende granulomatöser Entzündung vom Tuberkulosetyp und Nachweis von spärlich säurefesten Stäbchen.

Alle drei Patienten wiesen weder eine kongenitale oder erworbene Immuninsuffizienz noch andere Kontraindikationen der BCG-Therapie auf. Die Patienten wurden, nach Erhalt der Diagnose, mit einer medikamentösen Tuberkulosetherapie behandelt.

Schlussfolgerung: Die BCG-Instillationstherapie wird in der Uroonkologie alltäglich angewandt. Schwerwiegende unerwünschte Wirkungen treten selten auf und sind oftmals knifflig zu diagnostizieren. Bei unklaren und chronischen Infekten nach erfolgter BCG-Therapie sollte stehts an eine mögliche Infektion mit M. Bovis gedacht werden, um eine dementsprechenden antituberkulotischen Dreifachkombinationstherapie zeitnah einleiten zu können.