gms | German Medical Science

Einleitung: Die normale Funktion des penilen erektilen Gewebes wird nicht nur von den klassischen Transmittern des adrenergen und cholinergen Systems, sondern auch von einer Interaktion verschiedener adrenerger, cholinerger und nicht-adrenerger/-cholinerger (NANC) Mediatoren kontrolliert. In diesem Kontext wird auch über eine regulatorische Relevanz des Glukocortikoids Cortisol (Hydrocortison) spekuliert. Bisher haben nur wenige Studien die Effekte von Cortisol auf die Sexual- und Erektionsfunktion des erwachsenen Mannes zum Gegenstand gehabt, die Ergebnisse dieser Arbeiten sind nicht konsistent. Wir haben mit der Organbad-Technik die Wirkung von Cortisol auf isoliertes humanes Corpus cavernosum penis (CCP) untersucht und in einem Kollektiv gesunder Männer die Serumkonzentrationen des Hormons im systemischen und cavernösen Blut über verschiedene Stadien der sexuellen Erregung gemessen.

Methode: Streifenpräparate des CCP wurden in einer Organbad-Anlage fixiert, isometrische Spannungsänderungen nach der kumulativen Zugabe des Cortisonderivats Prednisolon (11ß, 17, 21-trihydroxy-1,4-pregnadien-3,20.ion), des Adrenozeptoragonisten Norepinephrin (NE) und des vasokonstriktorischen Peptids Endothelin-1 (ET-1) (0.001 µM–1 µM) registriert. 54 gesunden Probanden (Durchschnittsalter 25 Jahre) wurde während der penilen Stadien Flakzidität, Tumeszenz, Rigidität und Detumeszenz Vollblut aus einer Cubitalvene (CV) und dem Corpus cavernosum (CC) entnommen, Tumeszenz und Rigidität wurden durch audiovisuelle Stimulation induziert. Die Messung der Cortisol Serumkonzentrationen (in µg/dl) erfolgte mit radioimmunchemischen Methoden (RIA).

Ergebnisse: In vitro induzierten NE und ET-1 eine markante Kontraktion der cavernösen Muskulatur, die Zugabe von Prednisolon zeigte keinen Effekt. Die mittleren Cortisol-Serumkonzentrationen sanken in der systemischen Zirkulation und im cavernösen Blut mit dem Beginn der sexuellen Erregung und der Einleitung der penilen Tumeszenz (n=54) und Rigidität (n=51) signifikant (CV: 15 ± 6 auf 13 ± 5.7, CC: 16 ± 5.8 auf 13 ± 6), diese Reduktion setzte sich im CC in der Phase der Detumeszenz (n=26), nach dem Ende der sexuellen Stimulation, fort (auf 12.3 ± 5.3). Relevante Unterschiede zwischen den Cortisolkonzentrationen im systemischen und cavernösen Blut zeigten sich nicht. Schlußfolgerung: Die Ergebnisse implizieren eine inhibitorische Funktion des Cortisol im physiologischen System der Sexualfunktion des erwachsenen Mannes. Dieser Effekt wird wahrscheinlich eher durch zentrale Mechanismen denn durch eine direkte Wirkung des Hormons auf das penile erektile Gewebe vermittelt