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45. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung

09.05. - 11.5.2019, Wien, Österreich

Ausgebranntes Seminom mit retroperitonealer Metastasierung und kontralateralem Sertoli-cell-only Syndrom: Ein Fallbericht

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Fiona-Sofia Siokou - Asklepios Stadtklinik Bad Tölz, Urologie
  • Stefan Schweyer - Pathologie Starnberg, Pathologie
  • Christiane Tympner - Pathologie Starnberg, Pathologie
  • Roman Ganzer - Asklepios Stadtklinik Bad Tölz, Urologie

Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Bayerische Urologenvereinigung. 45. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung. Wien, 09.-11.05.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19oegu094

doi: 10.3205/19oegu094, urn:nbn:de:0183-19oegu0949

Published: April 8, 2019

© 2019 Siokou et al.
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Text

Einleitung: Die spontane Regression von Hodenkarzinomen ist ein äußerst seltenes Phänomen. Ausgebrannte Hodentumoren werden meistens im metastasierten Stadium diagnostiziert ohne klinische Hinweise auf eine testikuläre Läsion. Wir beschreiben den Fall eines Patienten mit ausgebranntem Seminom des Hodens und kontralateralem Sertoli-cell-only Syndrom.

Material und Methoden: Bei einem 52-jährigen Patienten zeigte sich der Zufallsbefund einer derben Raumforderung im linken Abdomen. CT-morphologisch zeigte sich ein 9,5 x 10,5 x 16 cm großer retroperitonealer Tumor dorsal der Aorta abdominalis und der linken A. iliaca communis mit Kompression der Vena cava inferior. Eine sonographisch gesteuerte Punktion wies auf ein Seminom hin. Links fand sich ein atropher Hoden mit testikulärer Mikrolithiasis. Beta-hCG sowie LDH waren erhöht. Aufgrund der möglichen Assoziation der testikulären Mikrolithiasis mit einem Hodentumor erfolgte eine inguinale Orchiektomie links.

Ergebnisse: Histologisch zeigte sich ein ausgebrannter Hodentumor links. Eine kontralaterale Biopsie zeigte ein Sertoli-cell-only Syndrom. Postoperativ wurde bei primärem Hodenseminom im klinischen Stadium IIIb und IGCCCG good prognosis eine Chemotherapie mit 3 Zyklen PEB eingeleitet. 11 Wochen nach dem Abschluss der Chemotherapie zeigte sich im CT-Restaging eine gute Regression des retroperitonealen Tumors bei einem Residuum von 2 x 1,8 x 9 cm bei normalen Tumormarkern. In der 18-FDG-PET-CT fand sich keine metabolische Aktivität des Residuums.

Schlussfolgerung: Unser Fall unterstreicht die Bedeutung der Unterscheidung zwischen ausgebranntem Hodentumor und echter primärer retroperitonealer Neoplasie. Da wegen der Blut-Hoden-Schranke der gewünschte zytostatische Effekt am Hoden oft nicht erzielt werden kann, ist eine primäre Orchiektomie erforderlich, um die Persistenz vitaler maligner Zellen zu verhindern. Die Indikation sollte großzügig bei sonographischer Abnormalität gestellt werden, auch wenn ein Hodentumor nicht sicher abgegrenzt werden kann. Bei Patienten mit retroperitonealer Raumforderung sollte ein ausgebrannter Hodentumor erwogen werden.