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45. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung

09.05. - 11.5.2019, Wien, Österreich

Blasenentleerung bei hoher, kompletter Querschnittslähmung der Frau

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Alexandra Gulacsi - Medizinische Universität Innsbruck, Urologie
  • Marco Pedrini - Medizinische Universität Innsbruck, Urologie
  • Jannik Stühmeier - Medizinische Universität Innsbruck, Urologie
  • Wolfgang Horninger - Medizinische Universität Innsbruck, Urologie
  • Peter Rehder - Medizinische Universität Innsbruck, Urologie

Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Bayerische Urologenvereinigung. 45. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung. Wien, 09.-11.05.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19oegu054

doi: 10.3205/19oegu054, urn:nbn:de:0183-19oegu0546

Published: April 8, 2019

© 2019 Gulacsi et al.
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Text

Fragestellung: Ist es möglich mit einer kompletten C6 Querschnittslähmung die Blase als Frau mit Tetraplegie selbstständig zu entleeren?

Ziel: Zwei Sportlerinnen (27 und 22 Jahr alt) erlitten im Rahmen eines Sportunfalls eine hohe komplette Querschnittslähmung auf der Höhe C6. Die Innervation ab C5 aufwärts war zumindest zum Teil intakt. Dadurch war der Nervus medianus (C5 - Th2) teilweise funktionstüchtig. Durch eine Extension des Handgelenks kommt es zur Greifbewegung zwischen dem Daumen und den restlichen Fingern - somit kann ein Einmalkatheter schwach gegriffen werden. Die Armmuskulatur reicht sonst nicht aus, um sich aus dem Bett/Rollstuhl zu bewegen. Ziel war es durch die Konfiguration eines Mitrofanoff-Stomatas am Unterbauch eine Selbstkatheterisierung im Rollstuhl zu ermöglichen.

Methoden: Über einen Unterbauchschnitt (2013, 2016) wurde die vordere Blase extraperitoneal exploriert und der gut durchblutete Appendix intraperitoneal mobilisiert. Ein katheterisierbares, antirefluxives Stoma wurde nach Mitrofanoff konfiguriert. Es gab keine intra- oder postoperative Komplikationen. Beide Patientinnen konnten im Rahmen der Rehabilitation den selbstständigen Einmalkatheterismus erlernen. Ablauf folgendermaßen: Positionierung und Vorbereitung im Rollstuhl; Aufklappen einer speziell angefertigten Ablage vor der Patientin; Einhaken eines Hakens zum Aufspannen der Hose; Öffnen und Aufhängen des sterilen Einmalkatheters; Säuberung des Stomas mit bereits vorbereiteten Tupfern; Konnexion des Katheters mit einem Einmalbeutel; Einmalkatheterismus und sobald Harn im Schlauch erscheint, wird der Beutel auf den Boden fallen gelassen. Der Sog im Schlauch ermöglicht die komplette Blasenentleerung. Zum Schluss werden alle Einmalprodukte entsorgt. Diese Prozedur dauert 15-45 Minuten.

Fazit: Beide Patientinnen berichten über eine neu gewonnene, sehr erfreuliche Selbstständigkeit. Zuvor waren beide Patientinnen zur Blasenentleerung auf mindestens zwei Fremdpersonen angewiesen. Zum einen mussten sie aus dem Rollstuhl gehoben werden, für den Fremdkatheterismus mussten die Beine gehalten werden. Diese neu gewonnene Selbstständigkeit war bei beiden Patientinnen ein entscheidender Schritt in der Rehabilitation zurück ins neue Leben.