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43. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung

18.05. - 20.5.2017, Wien, Österreich

Prospektive Evaluation von prädiktiven Faktoren für das Vorliegen eines Harnwegsinfekts im Rahmen einer akuten Nierenkolik

Meeting Abstract

  • B. Rosenhammer - Caritas-Krankenhaus St Josef, Lehrstuhl der Universität Regensburg, Klinik für Urologie, Regensburg, Deutschland
  • H.M. Fritsche - Caritas-Krankenhaus St Josef, Lehrstuhl der Universität Regensburg, Klinik für Urologie, Regensburg, Deutschland
  • M.J. Schnabel - Caritas-Krankenhaus St Josef, Lehrstuhl der Universität Regensburg, Klinik für Urologie, Regensburg, Deutschland

Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Bayerische Urologenvereinigung. 43. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung. Wien, 18.-20.05.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17oegu096

doi: 10.3205/17oegu096, urn:nbn:de:0183-17oegu0968

Published: April 3, 2017

© 2017 Rosenhammer et al.
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Text

Hintergrund: Der routinemäßige Einsatz einer Antibiotikaprophylaxe im Rahmen einer Nierenkolik wird oftmals als Teil eines konservativen Behandlungskonzepts angewandt, auch wenn klinische Hinweise auf einen Harnwegsinfekt (HWI) fehlen. Insbesondere unklare Urinsedimentbefunde oder auch laborchemisch erhöhte Infektparameter, wie sie häufig im Rahmen einer Nierenkolik anzutreffen sind, dürften hierfür verantwortlich sein. In Zeiten zunehmender Antibiotikaresistenzen sollte jedoch ein unnötiger Antibiotikaeinsatz vermieden werden, sodass das Ziel unserer Studie war, einerseits die Prävalenz von Harnwegsinfekten im Rahmen einer Nierenkolik zu evaluieren und ferner prädiktive Faktoren für das Vorliegen eines HWI zu ermitteln.

Patienten und Methoden: 200 Patienten mit klassischen Symptomen einer akuten Nierenkolik wurden prospektiv und konsekutiv eingeschlossen. Ausschlusskriterien waren chronische Harnwegsinfekte in der Anamnese, einliegende Fremdkörper im Harntrakt, Hinweise auf andere Infektfoci und eine antibiotische Therapie innerhalb der letzten 7 Tage. Erhoben wurden Labor- und Urinparameter, Ergebnis der Urinkultur, typische HWI-Symptome, die Zeitspanne zwischen Beginn der Kolik und dem Eintreffen in der Notaufnahme und die Körpertemperatur. Eine positive Urinkultur wurde definiert als >10.000 CFU/ml, ein auffälliges Urinsediment wurde definiert als positiver Nitritnachweis oder Bakterien >20/hpf oder Leukozyten >20/hpf. Die statistische Auswertung erfolgte mittels T-Test, Mann-Whitney-U-Test, Fisher´s exact test, ROC-Kurven Analyse und logistischer Regression.

Ergebnisse: 196 Patienten konnte statistisch ausgewertet werden. Die HWI-Prävalenz entsprechend einer positiven Urinkultur lag bei 13%. Ein auffälliges Urinsediment sowie ein CRP-Wert >1,5 mg/dl waren prädiktive Faktoren für das Vorliegen eines HWI. Eine Leukozytose hingegen war nicht mit dem Vorliegen eines HWI assoziiert.

Schlussfolgerung: Ein manifester HWI im Rahmen einer akuten Nierenkolik ist selten. Eine routinemäßige Antibiotikagabe im Rahmen einer Nierenkolik scheint bei unauffälligem Urinsediment nicht notwendig zu sein, auch wenn eine Leukozytose oder eine milde CRP-Erhöhung >1,5 mg/dl vorliegen. Dies kann angesichts zunehmender Resistenzproblematik zur Reduktion eines unnötigen Antibiotikaeinsatzes führen.