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41. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung

11. - 13.06.2015, Linz, Österreich

Anatomische Studie der erektilen Nerven im Verlauf von Samenblasen, Prostata und Harnröhrenschließmuskel – was ist relevant für die nervschonende radikale Prostatektomie?

Meeting Abstract

  • R. Ganzer - Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Urologie, Leipzig, Germany
  • J.-U. Stolzenburg - Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Urologie, Leipzig, Germany
  • J. Neuhaus - Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Urologie, Leipzig, Germany
  • F. Weber - Universität Regensburg, Institut für Pathologie, Regensburg, Germany
  • R. Fuchshofer - Universität Regensburg, Institut für Anatomie und Embryologie, Regensburg, Germany
  • M. Burger - Universität Regensburg, Klinik und Poliklinik für Urologie, Regensburg, Germany
  • J. Bründl - Universität Regensburg, Klinik und Poliklinik für Urologie, Regensburg, Germany

Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Bayerische Urologenvereinigung. 41. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung. Linz, 11.-13.06.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocFV11

doi: 10.3205/15oegu11, urn:nbn:de:0183-15oegu111

Published: May 19, 2015

© 2015 Ganzer et al.
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Fragestellung: Anatomische Studien zum Verlauf der erektilen Nerven sind wichtig für die Optimierung funktioneller Ergebnisse nach radikaler Prostatektomie. Der Großteil aktueller Untersuchungen beschreibt jedoch ausschließlich die Anatomie periprostatischer Nerven. Mit unserer Untersuchung sollte der gesamte Nervenverlauf im Bereich von Samenblasen, Porstata und Harnröhrenschließmuskel an adulten Beckenpräparaten untersucht werden.

Methodik: Wir untersuchten Großflächenschnitte (1 mm Abstand) von kompletten Beckenblöcken adulter männlicher Autopsiekadaver. Nach immunhistochemischer Nervenfärbung (S100) wurden die Schnitte digital in Regionen unterteilt (ventral, ventro-lateral, dorso-lateral, dorsal). An definierten Schnitten von Samenblasen, Prostata und Harnröhrenschließmuskel erfolgte eine computer-gestützte Zählung und Flächenmessung der Nerven (Image J Software). Zusätzlich wurde der Abstand der Nerven entlang der Seitenfläche der Samenblasen gemessen. Für ein besseres topographisches Verständnis wurden 3D-Rekonstruktionen des gesamten unteren Harntraktes mit Verlauf der Nerven erstellt (Surf Driver Software).

Ergebnis: Insgesamt wurden 969 Großflächenschnitte von fünf männlichen Kadavern untersucht. Autonome Nerven waren entlang der gesamten lateralen Seitenfläche der Samenblase als vertikale Platte konfiguriert. Der Abstand der Nerven zu den Samenblasen betrug 1,68±0,84, 1,50±0,12 und 1,76±0,37 mm an deren Spitze, Mitte und Basis. Im Bereich der Prostata waren Nerven hauptsächlich dorsolateral lokalisiert. Auf Höhe des Harnröhrenschließmuskels waren 38,9% der Nerven dorsal zu finden. Die Gesamtnervenfläche nahm von der Spitze der Samenblasen (50,2 mm2) hin zum Harnröhrenschließmuskel (13,3 mm2) signifikant ab, (p=0,0004).

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse verdeutlichen, dass eine Nervenschädigung nicht nur auf Höhe der Prostata, sondern auch während der gesamten Präparation der Samenblasen erfolgen kann. Zusätzlich kann eine Nervenschädigung bei der apikalen Präparation, der posterioren Rekonstruktion des Rhabdosphinkter und bei Unterfahrung der Urethra mit einer Klemme erfolgen. Mittels Nervenflächenmessung konnten wir zeigen, dass 75% der Nervenfläche im Verlauf von Samenblasen zum Harnröhrenschließmuskel verloren geht und offensichtlich nicht in die Physiologie der Erektion involviert ist. Im Gegensatz zu Studien an fetalen Präparaten bilden unsere Untersuchungen an adulten Kadaverpräparaten ein realistisches Bild der operativen Anatomie ab.