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Der Einfluss hochgradiger Komplikationen auf Lebensqualität und psychosoziale Belastung in der frühen Phase nach radikaler Zystektomie
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Published: | April 2, 2025 |
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Einleitung: Ziel dieser Studie war es, den Einfluss höhergradiger (HG) Komplikationen (Clavien-Dindo Klassifikation (CDC) ≥3) auf die Lebensqualität (quality of life, QoL) und die psychosoziale Belastung (PB) nach radikaler Zystektomie (RZE) und Anlage eines Ileumconduits (IC) oder einer Ileumneoblase (INB) zu untersuchen.
Methode: In dieser prospektiven (04/2018–12/2019) im Rahmen der Anschlussrehabilitation (AR) durchgeführten Studie wurden die Patienten zu Beginn (T1) und am Ende (T2) der AR bezüglich QoL (EORTC QLQ–C30) und PB (FBK–R10) evaluiert. Komplikationen, die bis T1 auftraten wurden gemäß der CDC stratifiziert. Multivariable lineare Regressionsanalysen erfolgten, um Prädiktoren für QoL und PB zu identifizieren.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 842 Patienten (medianes Alter 68 Jahre (Interquartilsabstand (IQR) 62 – 75) in die Studie eingeschlossen. Die Anlage eines IC bzw. einer INB erfolgte in 53,1% bzw. 46,9%. Eine offene bzw. robotische RZE erfolgten in 89,0% bzw. 11,0%. 25,5% der Patienten erlitten eine HG Komplikation bis zum Start der AR (median 28 Tage nach RZE (IQR 23 – 34). Am häufigsten zeigten sich Wundheilungsstörungen (12,5%) sowie Komplikationen im Urogenitalbereich (8,3%). Männer (27,4% vs. 17,6%, p=0,011) und Patienten mit einer INB (28,9% vs. 22,6%, p=0,037) waren signifikant häufiger von HG Komplikationen betroffen. Der subjektive Gesundheitszustand, die Rollenfunktion und die soziale Funktion waren in Patienten mit HG Komplikationen signifikant stärker beeinträchtigt bzw. die PB stärker ausgeprägt. Jedoch zeigte sich bei diesen Patienten während der AR eine signifikante Verbesserung der allgemeinen gesundheitsbezogenen QoL (36,8 vs. 53,7; p<0,001), während der Anteil der Patienten mit hoher PB (FBK – R10 ≥15 Punkte) signifikant abnahm (53,8% vs. 37,9%; p<0,001). Multivariable lineare Regressionsanalysen identifizierten HG Komplikationen (Regressionskoeffizient r= -4,495, 95% Konfidenzintervall (CI) -8,050 – -0,939; p=0,013) als signifikanten Einflussfaktor auf die QoL. Gleichzeitig beeinflussten das Alter (r= -0,152, 95% CI -0,243 – -0,062; p=0,001), die INB (r= -1,950, 95% CI -3,584 – -0,315; p=0,019), und HG Komplikationen (r=2,098, 95% CI 0,504 – 3,691; p=0,01) signifikant die PB.
Schlussfolgerung: Der subjektive Gesundheitszustand und die PB werden durch HG Komplikationen nach RZE und Anlage eines IC oder einer INB signifikant beeinflusst. Dies impliziert eine intensivierte psychoonkologische Betreuung für betroffene Patienten.