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70. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e. V.

03.04. - 04.04.2025, Münster

20 Jahre Zirkumzision: Macht die Histologie in allen Fällen heute noch Sinn?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Eyad Al Qadiri - UK-OWL, Campus Klinikum Lippe, Urologie, Detmold, Deutschland
  • Furat Abd Ali - UK-OWL, Campus Klinikum Lippe, Urologie, Detmold, Deutschland
  • Fried Schneider - UK-OWL, Campus Klinikum Lippe, Urologie, Detmold, Deutschland
  • Alberto Benitez Pichis Cano - UK-OWL, Campus Klinikum Lippe, Urologie, Detmold, Deutschland
  • Karl-Dietrich Sievert - UK-OWL, Campus Klinikum Lippe, Urologie, Detmold, Deutschland

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e.V.. 70. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Münster, 03.-04.04.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. DocV 1.20

doi: 10.3205/25nrwgu20, urn:nbn:de:0183-25nrwgu208

Published: April 2, 2025

© 2025 Al Qadiri et al.
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Text

Einführung: Unter Zirkumzision versteht man die Entfernung der Vorhaut. Wird die Beschneidung später im Leben durchgeführt, ist der Eingriff mit mehr Risiken verbunden und die Genesung kann länger dauern. Bei Erwachsenen ist der primäre Grund für die Beschneidung medizinischer Natur, denn es gibt Hygiene- und Entzündungsprobleme der Haut, Rhagaden und langfristige Narbenbildung. Diese Bedingungen können dazu führen, dass die Vorhaut zu eng wird und dass das Zurückziehen der Vorhaut zu Paraphimose führen kann, oder die Phimose Ursache des Peniskrebs sein kann.

Krankenkassen verlangen die Fotodokumentation prä/post-OP oder die Histologie, da die Beschneidung als chirurgisch-dermatologischer Eingriff gilt. Obwohl die Fotodokumentation am einfachsten erscheint, erfolgt i.d.R. die Histologie.

Methoden: Retrospektive Analyse der letzten 20 Jahre bzgl. Indikation, Operation, Histologie und die klinische Relevanz sowie zeitlicher Aufwand für die Histologie.

Von 2003 bis 2024 wurden 3.086 Beschneidungen (Alter: (35–95 Jahre, Mittelwert 78) durchgeführt, von denen 99,2% kein Malignom aufwiesen. 103 Eingriffe (3,34%) erfolgten mit V.a. Malignität. Bei den übrigen Patienten lautete die präoperative Diagnose Phimose und/oder Infektion.

Ergebnisse: In 24 Fällen wurde ein Malignom (0,8%) histologisch gesichert. Bei Op-Indikation bestand in 23/24 Fällen der V.a. Malignom. Nur bei 1/24 bestand aufgrund seiner Lage prä-Op kein Malignomenverdacht (0,03%) ohne Auswirkungen auf die zukünftige Behandlung.

Das Präparat wurde über Nacht (24 Stunden) in Formaldehyd dehydriert, in Paraffin eingebettet und HE gefärbt (Xylol, Ethanol, Hämatoxylin und Eosin). Der Pathologe beurteilte und dokumentierte das Ergebnis. Das Präparat wird i.d.R. geviertet und über 30 Minuten (ggf. automatisiert) aufgearbeitet. Die Analyse und der Bericht des Pathologen werden auf 10 Minuten pro Fall geschätzt.

Schlussfolgerung: In Deutschland werden ≥110.000 Beschneidungen/Jahr durchgeführt, die i.d.R. eine Histologie erhalten. Wenn nur <1% der Patienten eine Histologie benötigen, weil der Operateur den V.a. Malignität hat, würden nur 1.100 Proben analysiert, resultierend in 92 Tage Arbeitszeit/Jahr erfordert gegenüber ca. 40 Jahre Arbeitszeit/Jahr resultieren.

Man sich auf die 1% der Fälle konzentrieren, bei denen der Chirurg prä-Op eine Pathologie vermutet wird. Zusätzlich sollten die Auswirkungen für Umwelt bzgl. der Chemikalien und die resultierenden Kosten berücksichtigt werden.