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70. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e. V.

03.04. - 04.04.2025, Münster

Management einer ausgeprägten Lokalreaktion nach Paravasation von Enfortumab Vedotin und Pembrolizumab

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Hendrik Dinkel - Uniklinik Münster, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Münster, Deutschland
  • Ronja Weiß - Uniklinik Münster, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Münster, Deutschland
  • Konstantin Seitzer - Uniklinik Münster, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Münster, Deutschland
  • Tamara Hakenes - Uniklinik Münster, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Münster, Deutschland
  • Frederike Tepel - Uniklinik Münster, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Münster, Deutschland
  • Dorothee Tiedje - Uniklinik Münster, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Münster, Deutschland
  • Martin Bögemann - Uniklinik Münster, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Münster, Deutschland
  • Andres Jan Schrader - Uniklinik Münster, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Münster, Deutschland
  • Katrin Schlack - Uniklinik Münster, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Münster, Deutschland

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e.V.. 70. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Münster, 03.-04.04.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. DocV 1.2

doi: 10.3205/25nrwgu02, urn:nbn:de:0183-25nrwgu023

Published: April 2, 2025

© 2025 Dinkel et al.
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Text

Einleitung: Paravasate sind potenziell schwerwiegende Komplikationen onkologischer Systemtherapien. Das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Enfortumab Vedotin (EV) mit der Payload Monomethylauristatin E richtet sich gegen Nectin-4, welches von Urothelkarzinomzellen exprimiert wird. In Kombination mit Pembrolizumab ist EV in der Erstlinie des metastasierten Urothelkarzinoms (mUC) zugelassen. Wir berichten erstmals über den Fall eines ausgeprägten Paravasates infolge einer Portdislokation aus der rechten V. subclavia.

Methode: Ein 56-jähriger Patient mit lymphogen und ossär mUC des rechten Harnleiters wurde zur Systemtherapie mit EV (1,25 mg/kgKG, d1/d8) und Pembrolizumab 200 mg (d1) geplant. Ein in die V. subclavia implantierter Port wurde bis dato nicht verwendet. Nach problemlosem Anstechen des Ports und Infusion inkl. Vor- und Nachlauf fiel eine lokale Schwellung auf. Bei V.a. ein Paravasat wurde die Region sofort gekühlt und subkutan mit Hyaluronidase infiltriert. Die Diagnostik ergab einen dislozierten Port ohne Pneumothorax/Pleuraerguss.

Ergebnisse: Die Behandlung erfolgte interdisziplinär (Urologie, Chirurgie, Wundmanagement, Dermatologie). Unmittelbar nach dem Ereignis bemerkte der Patient ein lokales Druckgefühl. Nachfolgend traten keine Schmerzen, Fieber oder eine allergische Symptomatik auf. Eine flächige Rötung war rückläufig. Am 6. Tag zeigte sich im Rahmen der Portexplantation eine ausgeprägte Entzündung mit flächige Fettgewebsnekrose der Regio infraclavicularis. Es erfolgte ein Wunddébridement und Anlage eines subkutanen VAC. Ein Abstrich war steril. Im Rahmen der second look OP wurde der VAC entfernt und die Wundränder adaptiert. Die Wundversorgung erfolgte mittels Octenidin und Adaptic sowie Mometason im Rahmen der Sekundärheilung.

Schlussfolgerung: Bisher wurden 3 Fallbeispiele von Paravasaten mit Pembrolizumab (Bolzacchini et al., 2019) und EV (Grant et al., 2023; Pulavarty et al., 2024) veröffentlicht. Während Pembrolizumab nur zu geringen Lokalreaktionen führt, verursacht EV deutliche Entzündungen und Nekrosen, erklärbar durch die Expression von Nectin-4 in epidermalen Keratinozyten. Die Behandlung mit Hyaluronidase (akut), Nekrosektomie und VAC-Versorgung erwies sich hier als effektiv. Das Beispiel unterstreicht die Notwendigkeit eines interdisziplinären Vorgehens nach Extravasation von zytotoxischen Substanzen. Neben dem Fokus auf Prävention sollten alle Ereignisse dokumentiert werden, um die Behandlung von EV-Paravasaten optimieren zu können.

Abbildung 1 [Abb. 1]

Abbildung 2 [Abb. 2]

Abbildung 3 [Abb. 3]