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69. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie e. V.

11.04. - 12.04.2024, Essen

Psychosoziale Belastung von 4.290 Patienten nach Operation eines Prostata-, Harnblasen- oder Nierenkarzinoms während der Corona-Pandemie

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Marius Cristian Butea-Bocu - UKR der Kliniken Hartenstein GmbH & Co. KG, Bad Wildungen, Deutschland
  • Burkhard Beyer - UKR der Kliniken Hartenstein GmbH & Co. KG, Bad Wildungen, Deutschland
  • Guido Müller - UKR der Kliniken Hartenstein GmbH & Co. KG, Bad Wildungen, Deutschland

Nordrhein-Westfälische Gesellschaft für Urologie. 69. Kongress der Nordrhein-Westfälischen Gesellschaft für Urologie. Essen, 11.-12.04.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocP 2.3

doi: 10.3205/24nrwgu48, urn:nbn:de:0183-24nrwgu484

Published: March 26, 2024

© 2024 Butea-Bocu et al.
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Einleitung: Die mit der Bewältigung der Corona-Pandemie verbundenen Maßnahmen bedeuteten für viele Krebspatienten eine zusätzliche Belastung. Die psychosoziale Belastung (psyB) nach operativer Therapie (OP) urologischer Karzinome der Prostata (PCA), Harnblase (BCA) und Niere (NCA) soll im Zuge der fachspezifischen stationären Anschlussrehabilitation (AHB) während der Corona-Pandemie evaluiert werden.

Methode: Prospektiv wurden die Daten während der AHB nach OP eines PCA, BCA oder NCA im Jahr 2021 erhoben. Beim BCA wurden das Ileumconduit (IC) bzw. die Neoblase (NB) unterschieden. Die psyB zu Beginn und Ende der AHB wurde mit dem validierten Fragebogen zur Belastung Krebskranker (FBK-R23) erfasst, wobei ein Gesamtscore ≥34 einer hohen psyB und somit psychoonkologischer Betreuung entspricht. Unter Einschluss onkologischer Basisparameter, Alter und Geschlecht wurden zur Identifikation unabhängiger Prädiktoren für die Inanspruchnahme psychoonkologischer Einzelgespräche multivariable Regressionsanalysen durchgeführt.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 4.290 Patienten bis ≤100 Tage postoperativ evaluiert (PCA 3.413; BCA 563; NCA 314). Bei PCA lag zu 38,9% ein ≥pT3, zu 10,8% ein pN1 und zu 18,6% ein R1 vor. Bei BCA (58,3% IC bzw. 41,7% NB) lag zu 32,4% ein ≥pT3 und zu 18,2% ein pN1 vor. Bei NCA lag zu 22,9% ein ≥pT3 vor, eine radikale Nephrektomie erfolgte zu 48,4%. Zu Beginn der AHB zeigten 20,4% der PCA, 32,9% der BCA und 32,0% der NCA eine hohe psyB, Einzelgespräche wurden zu 32,3%, 37,3% bzw. 40,4% (Nephrektomie 34,2%; Nierenteilresektion 46,3%; p=0,029) beansprucht. Während der AHB reduzierte sich der Gesamtscore des FBK-R23 signifikant (p<0,001). Der Anteil einer hohen psyB zum AHB Ende reduzierte sich nur bei PCA (13,6%; p<0,001) und BCA (22,4%; p<0,001), nicht jedoch bei NCA (28,7%; p=0,310). Ein jüngeres Alter wurde bei allen Entitäten, pN1 bei PCA, das weibliche Geschlecht bei BCA sowie ≥pT3 bei NCA als positive Prädiktoren identifiziert.

Schlussfolgerung: Es zeigen sich Unterschiede im Ausmaß der postoperativen psychosozialen Belastung und in der Inanspruchnahme supportiver psychoonkologischer Einzelgespräche zwischen PCA, BCA und NCA. Ein jüngeres Alter ist bei allen Tumorentitäten ein unabhängiger Prädiktor für eine stärkere Inanspruchnahme psychoonkologischer Einzelgespräche, die im Zuge einer AHB angeboten werden. Risiko-Patienten sollten jedoch auf weitere ambulante Hilfsangebote und auf die Option erneuter Rehabilitationsmaßnahmen hingewiesen werden.