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Analyse der klinischen Relevanz der Androgenrezeptor-Splice-Variante AR-V3 und AR-V3’
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Published: | March 28, 2023 |
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Einleitung: Androgenrezeptor-Splice-Varianten (AR-V) bewirken eine hormon-unabhängige Aktivierung des AR-Signalwegs und stellen einen möglichen Mechanismus für eine Resistenz gegenüber antihormonellen Therapien dar. Neben AR-V7 sind andere Varianten beschrieben, über deren klinische Relevanz wenig bekannt ist. Ziel der Studie war die Analyse der Aktivität der Variante AR-V3 im Prostatakarzinom.
Material und Methoden: Der kodierende Bereich (cds) von AR-V3 wurde laut National Center for Biotechnology Information (NCBI) synthetisiert und für Überexpressionsversuche verwendet. Die genomische DNA aus Patientenproben und Zelllinien wurde auf die Sequenz von AR-V3 untersucht. Protein-Vorhersagen wurden mit AlphaFold 2 durchgeführt. RNA Sequenzierungsanalysen wurden nach Überexpression von AR-V3 und AR (Full length) durchgeführt, um AR-V3 spezifische Zielgene zu detektieren.
Ergebnisse: Im Gegensatz zu publizierten Daten zeigt die cds von AR-V3 keine konstitutive Aktivität, d.h. keine Aktivierung des AR-Signalwegs. Sequenzanalysen in Zelllinien und Patientenproben zeigen, dass im Gegensatz zu der publizierten Sequenz, AR-V3 ein vorzeitiges Stoppcodon besitzt, welches in der ursprünglich beschriebenen Sequenz in 22Rv1-Zellen fehlt. Dieses vorzeitige Stoppcodon ist in sämtlichen analysierten Proben zu finden. Das Fehlen des Stoppcodons bewirkt ein verkürztes Protein (AR-V3’), welches sich deutlich vom initialen AR-V3 Protein unterscheidet. In RNA-Seq-Analysen wurden keine AR-V3’ spezifischen Zielgene detektiert.
Schlussfolgerung: Sämtliche Studien zu AR-V3 bzw. AR-V3’ beruhen auf einem artifiziellen System aus 22Rv1 Zellen, welches ein deutlich längeres, strukturell anderes AR-V3 Protein kodiert, als jenes, welches in der Normalbevölkerung vorhanden ist. Ein Resistenzmechanismus durch konstitutive Aktivität von AR-V3 und AR-V3’ muss in Frage gestellt werden. Unsere Studie zeigt zudem die Notwendigkeit einer Vielzahl von verschiedenen Validierungsschritten vor Übertragbarkeit von in vitro Ergebnissen in klinische Anwendungen.